Wissenschaftlicher Beirat: Frühwarnsystem warnt nicht früh genug

Erfurt – Der Wissenschaftliche Beirat der Landesregierung hat bei dem geltenden Corona-Frühwarnsystem in Thüringen auf Schwächen hingewiesen. Das Frühwarnsystem habe „die Schwäche, dass es die frühe Warnung vor einer eskalierenden Situation in den Krankenhäusern nicht ermöglicht“, heißt es in einer Aktualisierung der Herbstempfehlungen des Beirats.
Demnach sei eine Sieben-Tage-Inzidenz ohne Rücksicht auf Alter und Impfstatus der Menschen kein entscheidender Hinweis (Indikator) auf eine hohe Belegung von Krankenhausbetten. Und eine Inzidenz zur Belegung von Krankenhausbetten sei ohne Altersangaben und Impfstatus kein Anzeichen für eine erwartete Belegung von Intensivstationen.
„Für eine frühe Warnung vor der Belastung des Gesundheitssystems sollte die Inzidenz mit Alter und Impfstatus für eine Vorhersage der Hospitalisierung genutzt werden – und diese wiederum für eine Vorhersage der Intensivauslastung“, heißt es in dem neuen Bericht, der Ende August erstellt wurde.
Als Problem sieht der Beirat unter anderem, dass mit dem bestehenden System gegen eine Überlastung des Gesundheitssystems zu langsam gegengesteuert werden könne.
Seit dem 23. August gilt in Thüringen ein neues Frühwarnsystem: Bei regional steigenden Infektionszahlen entscheidet neben der Inzidenz auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen in einer Region sowie die thüringenweite Auslastung der Intensivstationen.
Dafür gibt es ein Ampelsystem mit drei Warnstufen. Die höchste Stufe Drei greift zum Beispiel bei einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200, einem Anteil von mehr als zwölf Prozent COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen und mehr als zwölf Prozent Krankenhauseinweisungen pro 100.000 Einwohner.
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