Zufriedenheit mit Gesundheitssystem auf Tiefstand

Frankfurt am Main – Die Menschen in Deutschland sehen die Gesundheitsversorgung zunehmend kritisch. Nur noch 50 Prozent zählen es zu den drei besten Systemen der Welt. Das geht aus dem „Healthcare-Barometer 2025“ hervor, einer Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland unter 1.000 Deutschen.
Laut der PwC-Arbeitsgruppe ist dies der niedrigste Zufriedenheitswert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2014. Besonders ausgeprägt ist die Skepsis in der Altersgruppe von Menschen über 55 Jahren, die am meisten Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen haben.
Unter ihnen stimmen lediglich noch 40 Prozent der Aussage zu, dass das deutsche Gesundheitssystem zu den Top drei weltweit gehört. Die größten Herausforderungen sehen die Menschen im Fachkräftemangel (65 Prozent), in Fragen der Finanzierbarkeit (56 Prozent) und Versorgungsdefiziten im ländlichen Raum (49 Prozent).
Viele der Befragten stehen den Reformplänen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) laut der Befragung skeptisch gegenüber. Das betrifft insbesondere die Krankenhausreform.
59 Prozent der Studienteilnehmer sind sehr oder eher skeptisch, dass durch sie eine flächendeckende, qualitativ hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung gewährleistet werden kann. 63 Prozent befürchten längere Anfahrtswege und Wartezeiten, 58 Prozent erwarten die Schließung kleiner Krankenhäuser, 52 Prozent rechnen mit höheren Eigenbeteiligungen oder zusätzlichen Kosten.
Gleichzeitig wären die Studienteilnehmer aber bereit, für einen geplanten komplizierten oder aufwendigen Eingriff längere Wege in Kauf zu nehmen, wie 81 Prozent bestätigen. Die aktuelle Versorgung im Krankenhaus bewerten die Studienteilnehmer mit 51 Prozent hingegen konstant – gegenüber dem Vorjahr ist der Wert nur um einen Prozentpunkt gesunken.
Kontinuierlich gesunken ist aber die Zufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung. Nur noch 32 Prozent sagen, dass sie mit den Behandlungen einverstanden sind, während es im Jahr 2021 noch 43 Prozent waren. Größter Kritikpunkt ist der Faktor Zeit: 42 Prozent bemängeln, dass Ärzte zu wenig Zeit haben. In diesem Punkt besteht allerdings ein deutlicher Unterschied zwischen gesetzlich und privat Versicherten ab (44 versus 21 Prozent).
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Öffnungszeiten von Praxen, die insbesondere Berufstätige bemängeln. „Umso überraschender ist, dass die deutsche Gesundheitswirtschaft beim Ausbau der Telemedizin weiterhin nur schleppend vorankommt, die Versicherte unabhängiger von Wegen und Öffnungszeiten machen würde“, kommentierte Michael Ey dieses Ergebnis, Co-Leiter Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland.
Kontinuierlich hohe Zufriedenheitswerte erhalten hingegen die Krankenkassen: Mit 85 Prozent Zustimmung ist der Wert gegenüber dem Vorjahr nur leicht um zwei Prozentpunkte gesunken.
Entsprechend bestätigen 86 Prozent, dass ihnen alle Leistungen gewährt werden, die für eine gute medizinische Versorgung notwendig erscheinen. Die Zufriedenheit mit dem Leistungsangebot unterscheidet sich zwischen privat und gesetzlich Versicherten nur leicht (93 versus 86 Prozent).
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