Zwei Menschen in Deutschland nach Ehec-Infektion gestorben

Berlin – Mindestens zwei Menschen in Deutschland sind im Zuge eines aktuellen Ausbruchs infolge einer Ehec-Infektion gestorben. Es handelt sich um einen Jungen im Alter von fünf bis zehn Jahren und eine Frau im Alter von 70 bis 80 Jahren, wie es in einem aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) heißt.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes machte eine RKI-Sprecherin auf Anfrage keine genaueren Angaben zu genauem Alter, Todeszeitpunkt oder Wohnort.
Das Kind war am hämolytisch-urämischen Syndrom (Hus) erkrankt, einer schweren Komplikation, die zu Nierenversagen führen kann. Die Sterblichkeit des Hus liegt laut RKI bei ungefähr zwei Prozent. Darüber hinaus wurde ein weiterer Todesfall gemeldet, der wahrscheinlich ebenfalls im Zusammenhang mit dem Ausbruch steht – eine über 90-Jährige Frau, die ebenfalls an Hus gestorben ist.
Der Ehec-Ausbruch läuft seit Ende August. Mit Stand 22. Oktober werden dem Ausbruch 183 Fälle zugeordnet, davon 48 Hus-Fälle. Bei 168 weiteren Fällen ist noch unklar, ob sie dem Ausbruch zuzuordnen sind.
Das RKI geht von einer größeren Dunkelziffer aus, da nicht bei allen Menschen mit blutigem Durchfall oder Hus eine bakterielle Diagnostik durchgeführt werde.
Mecklenburg-Vorpommern ist nach Angaben aus dem Bericht das Bundesland mit den meisten bestätigten Fällen. Ein weiterer Schwerpunkt des Ausbruchs liege im Westen, insbesondere im zentralen Teil von Nordrhein- Westfalen.
Drei Hus-bedingte Todesfälle in 2024
Ehec-Ansteckungen gibt es regelmäßig. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts wurden 2023 bundesweit mehr als 3.440 Erkrankungen erfasst, 2024 rund 4.570. Dieses Jahr wurden dem RKI bislang etwa 5.330 Fälle übermittelt. Im Jahr 2023 waren fünf, im Jahr darauf drei Hus-bedingte Todesfälle gemeldet worden.
Laut RKI muss davon ausgegangen werden, dass die aktuellen Erkrankungen über ein oder mehrere kontaminierte Lebensmittel verursacht werden. „Die konkreten Ansteckungsquellen konnten bisher trotz umfangreicher Bemühungen leider noch nicht identifiziert werden“, heißt es in dem aktuellen Bericht.
Wahrscheinlich kämen ein oder mehrere überregional vertriebene und im Einzelhandel erworbene Lebensmittel infrage, zum Beispiel Fleisch- und Wurstprodukte. Zum jetzigen Zeitpunkt könnten aber auch andere Lebensmittel, zum Beispiel pflanzlichen Ursprungs, nicht sicher ausgeschlossen werden.
Hinweise auf andere mögliche Infektionsquellen, zum Beispiel Tierkontakte oder Kontakt mit Oberflächengewässern, hätten die Befragungen von erkrankten Personen nicht ergeben.
Einzelne Mensch-zu-Mensch-Infektionen könnten nicht ausgeschlossen, aber auch nicht sicher bestätigt werden, sagte eine RKI-Sprecherin. „Die Betroffenen könnten im Zweifel auch das gleiche kontaminierte Lebensmittel, vielleicht auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten, verzehrt haben.“
Ausbruch dauert an
Vor allem Kinder unter zehn Jahren sind nach Angaben des RKI von dem aktuellen Ausbruch betroffen. Der Altersdurchschnitt liege bei vier Jahren. Alle bestätigten Hus-Fälle seien Kinder. Kinder sind besonders von Hus gefährdet, weil ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht ausgereift sind.
Auch wenn die Dynamik des Gesamtgeschehens leicht nachlässt, treten laut RKI weiter neue Ausbruchsfälle auf. Mittlerweile gebe es in sieben Bundesländern jeweils mindestens vier Fälle. Der aktuelle Ehec-Ausbruch ist laut RKI das größte derartige Geschehen seit dem Ehec-Ausbruch im Jahr 2011.
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