Vermischtes

Zweite Coronawelle erreicht Pflegeheime

  • Dienstag, 10. November 2020
/picture alliance, Swen Pförtner
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Neumünster – Die zweite Coronawelle hat nach Einschätzung der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein inzwischen auch die Pflegeeinrichtungen erreicht. Solche Einrichtun­gen seien immer häufiger von Ausbrüchen betroffen, sagte Kammer­präsidentin Patricia Drube.

Das Heim Steertpooghof in Norderstedt mit mindestens 33 coronainfizierten Heimbewoh­nern und inzwischen zwölf Todesfällen nach COVID-19-Erkrankungen sei aber in dieser Dimension zum Glück ein Einzelfall.

Die Einrichtungen sind laut Drube wesentlich besser auf den Umgang mit dem Corona­virus vorbereitet als im Frühjahr. Damals waren nach einer Umfrage der Deutschen Pres­se­-Agentur etwa die Hälfte der im Zusammenhang mit COVID-19 Gestorbenen Heimbe­woh­ner.

„Wir erwarten, dass durch den Einsatz von Schnelltests Infektionen schneller erkannt und Ausbrüche verhindert werden“, sagte Drube. Die ersten Einrichtungen beginnen laut Dru­be jetzt mit dem Einsatz der Schnelltests. Dabei gehe es darum, früh­zeitig infizierte Per­so­nen zu identifizieren, die keine Krankheitssymptome haben und somit das Virus unbe­wusst weiterverbreiten würden.

„Hier liegt zunächst ein Schwerpunkt auf der Testung des Personals, aber auch die Tes­tung von Bewohnern und Besuchern ist vorgesehen.“ Auch Gäste müssen solche Tests nicht selbst bezahlen.

Die Ausstattung mit Schutzausrüstung in den Pflegeeinrichtungen ist laut Drube derzeit sichergestellt. Dies liege auch daran, dass die meisten Einrichtungen nach der ersten Co­ronawelle Vorräte angelegt hätten. „Im Gegensatz zur ersten Welle haben uns noch keine ‚Alarmrufe‘ unserer Mitglieder erreicht“, sagte Drube.

Allerdings sei bei Handschuhen derzeit wieder ein Preisanstieg zu verzeichnen und einige Lieferanten bedienten nur nach Bestandskunden. „Völlig entspannt sehe ich die Lage somit nicht“, sagte Drube.

Auf die Frage, was am nötigsten sei, um ein erneutes großes Sterben in den Alten- und Pflegheimen zu verhindern, antwortete Drube: „Das Wichtigste ist gut organisiertes und vor allem gesundes Personal.“ Ausfälle von Pflegefachpersonen und ihren Assistenz­kräf­ten müssten so gut es gehe vermieden werden.

Schon vor Corona sei die Arbeitsbelastung sehr hoch gewesen. „Wenn jetzt unter er­schwer­­­ten Bedingungen und mit zusätzlichen Aufgaben – Eingangskontrollen, Bürokra­tie, Hygienemaßnahmen – Kräfte wegbrechen, kann es zum Kollaps kommen“, warnte die Kammerpräsidentin.

Es sei absolut fahrlässig und paradox, gerade mit der Gesundheit derjenigen zu spielen, „die uns durch diese Krise tragen. Es kann und darf nicht sein, dass Pflegende täglich bis zu zwölf Stunden arbeiten dürfen, wie Niedersachsen es gerade in einer Allgemein­verfü­gung ermöglicht hat.

Es kann und darf auch nicht sein, dass positiv getestete Pflegefachpersonen bei gravie­rendem Personalmangel weiter arbeiten und infizierte Bewohner*innen versorgen dürfen, wie es in Bremen und Bayern bereits vorgekommen ist“, kritisierte Drube.

„Wir müssen alles tun, um für die Mitarbeitenden zu sorgen, sie mit ausreichend Schutz­ausrüstung in guter Qualität versorgen und sie regelmäßig testen.“ Außerdem müssten die PCR-Tests von Pflegenden mit Vorrang ausgewertet werden.

„Innerhalb von 24 Stunden muss für diese Personen ein Ergebnis vorliegen“, forderte Drube. „Was aber vor allem wichtig ist: Die Verhinderung von Ausbrüchen in Pflege­ein­richtungen ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Wenn es uns gelingt, die Infektionszahlen wieder zu reduzieren, schützen wir damit am wirkungsvollsten die Pflegeeinrichtungen.“

dpa

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