Vom Arztdasein in Amerika

Ausländische Ärzte in den USA, Teil I

  • Dienstag, 9. Juni 2015

Es  gibt einen Arztmangel in den USA und diesen schon seit Jahrzehnten. Die US-Politik hofft, die Lücke zwischen den benötigten und den tatsächlich in den USA studierten und ausgebildeten Ärzten in zehn Jahren weitestgehend geschlossen zu haben. Doch man ist noch weit weg von diesem Ziel und es ist unklar, ob es überhaupt erreicht wird. Gerade in unterversorgten Gebieten, in ländlichen Regionen, in ärmeren Städten oder in Gegenden mit besonders vielen Minderheiten trifft man daher oft auf ausländische Ärzte, sitzt man statt eines „Doctor Smith“ oder „Doctor Anderson“ einem „Doctor Lee“, „Doctor Patel“ oder „Doctor Muhammed“ im Krankenhaus oder einer Praxis gegenüber.

Die USA ist sehr beliebt für ausländische Ärzte, wie diverse Statistiken belegen. Dabei ist das Nadelöhr, durch welches jeder Arzt (mit sehr wenigen Ausnahmen) gehen muss, die fachärztliche Ausbildung: Unabhängig davon, wie viel ärztliche Erfahrung man als einwandernder Arzt in die USA mitbringt, muss man eine fachärztliche Ausbildung („residency“) durchlaufen.

Entsprechend kenne ich aus persönlicher Erfahrung urologische Ober- und Chefärzte aus Russland, die trotz umfangreicher Erfahrungen die urologische Ausbildung erneut in den USA durchlaufen haben, oder Gynäkologen und Kinderärzte aus Afrika, denen ihre ärztliche Erfahrung nicht angerechnet wurden und die ebenfalls alle vier beziehungs­weise drei Facharztweiterbildungsjahre absolvieren mussten. Es ist insofern sinnvoll, dient es doch der Standardisierung und soll gewährleisten, dass alle Fachärzte, ob sie nun in den oder außerhalb der USA ihr Medizinstudium und –ausbildung erhalten haben, einen ähnlichen Kenntnisstand besitzen.

Diese außerhalb der USA ausgebildeten Ärzte bezeichnet man dabei als „internationale Medizingraduierte“, kurz IMG, und unterscheidet noch einmal ob es sich hierbei um US-IMGs oder nicht-US-IMGs hinsichtlich ihrer Staatsbürgerschaft handelt.

Im Jahr 2015 beginnen 27.293 Ärzte ihre Assistenzarztausbildung in den USA. 3.641 von diesen (13,3% aller Assistenzärzte), sind Nicht-US-IMGs, also Ärzte, die außerhalb der USA ihre Ausbildung erhalten haben und nicht die US-Staatsbürgerschaft besitzen. Weitere 2.660 von diesen Assistenzärzten sind US-IMGs, das heißt US-Staatsbürger, die außerhalb der USA Medizin studiert haben und nun als Assistenzärzte in US-amerikanischen Krankenhäusern arbeiten wollen. Quelle: http://www.ecfmg.org/news/2015/03/27/img-performance-in-the-2015-match/#sthash.4FGuE1LM.dpbs.

Doch woher stammen diese ausländischen Ärzte? Wie viele von diesen sind deutsche Staatsbürger? Hierzu gibt es Statistiken, die zwar aus dem Jahr 2006 beziehungsweise 2009 stammen, aber immer noch einen guten Überblick verschaffen und Kenner des US-Gesundheitssystems wenig überraschen: Mehr als 25% aller Ärzte stammt aus dem Ausland, von 902.053 Ärzten waren das 228.665. Sie sind besonders stark in den Bundesstaaten New Jersey (dort beträgt ihr Anteil 45% der Gesamtärzteschaft), New York (42%), Florida (37%) und Illinois (34%) vertreten.

Der überwältigende Anteil der ausländischen Ärzte kommt dabei aus dem asiatischen Raum und hier vor allem Indien. 19,9% dieser IMGs wurden in Indien ausgebildet, es folgen die Philippinen mit 8,7% auf Rang 2, Mexiko mit 5,8% auf Rang 3 und Pakistan mit 4,8% auf Rang 4. Übrigens sind Deutsche mit einem Anteil von 1,9% (4.457 Ärzte) auf dem 15. Platz knapp hinter spanischen Ärzten (ebenfalls 1,9% bei 4570 Ärzten) eine der größten Gruppe unter den europäischen Ärzten. Siehe http://www.ama-assn.org/ama/pub/about-ama/our-people/member-groups-sections/international-medical-graduates/imgs-in-united-states/imgs-country-origin.page?

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung