Vom Arztdasein in Amerika

Der studierende Arzt

  • Dienstag, 22. Januar 2019

Neben meinem ärztlichen Beruf und den verschiedenen Aktivitäten, denen ich nachgehe, studiere ich auch. Aktuell bin ich in meinem zweiten (von sechs) Semestern und werde voraussichtlich 2020 ein Diplom in Medizinwissenschaften erhalten – auf englisch klingt es beeindruckender: „Master’s Degree of Health Sciences“. Wer das US-amerikanische Universitätssystem kennt, der weiß, dass solch ein Studium nicht gerade günstig (knapp 20.000 US-Dollar an Gesamtkosten), recht zeitaufwendig und ziemlich verschult ist, will heißen: ich muss meist zweimal die Woche Aufsätze einreichen und sehr große Mengen an Publikationen und Büchern lesen, meist zwischen vier und sieben Textbücher pro Kurs.

Nun scheint solch ein Studium ein Trend zu sein – immer mehr Ärzte studieren, und zwar nach Abschluss ihres Medizinstudiums und zumeist schon, wenn sie seit Jahren in ihren Karrieren als Fach-, Ober- oder Chefärzten erfolgreich sind. Ich bin da nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Statistiken gibt es mangels zentraler Register leider keine, doch informelle Umfragen unter meinen Kollegen scheinen diesen Trend zu bestätigen beziehungsweise mir nahezulegen: Unter meinen Bekannten und Freunden überlegt knapp ein Drittel, solch ein Studium aufzunehmen und knapp jeder Siebte hat es entweder abgeschlossen oder ist gerade dabei. Am beliebtesten scheinen die Diplome in Betriebswirtschaft („Master of Business Administration, MBA“) und in Epidemiologie und Gesundheitswissenschaften („Master of Public Health, MPH“) zu sein.

Ich mache mein Studium aus purer Neugierde und Lernbegierde, doch wieso machen es meine Kollegen? Allesamt geben sie an, sich Karrierevorteile zu erhoffen – doch ist das wirklich der Fall? Oder werden wir hier nur Opfer der amerikanischen Universitätslandschaft, die zwar durchaus sehr profunde und wertvolle Bildung vermitteln kann, aber meistens doch vor allem nur darauf aus ist, Geld mit inflationärer Vergabe von Titeln und Diplomen zu verdienen? Ich scheine auf alle Fälle voll im Trend zu liegen.

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