Vom Arztdasein in Amerika

Die Arroganz der Systeme

  • Dienstag, 28. Februar 2012

Die Rückkehr nach Deutschland fällt beruflich für mich schwerer als gedacht, wie ich jüngst in Beiträgen hier dargestellt hatte: Mein US-Facharzt wird wohl nur zum Teil angerechnet werden und alle Ärztkammern haben mir in Aussicht gestellt, dass ich in Deutschland noch mindestens ein weiteres Jahr Assistenzarzt sein muss.

Die meisten Kammern schreiben mir gar von “mehreren Jahren”. So suche ich derzeit nach Alternativen und habe im Rahmen dieser Suche auch kanadische, australische und neuseeländische Gesundheitsbehörden und Krankenhäuser angeschrieben. Es ergibt sich ein interessantes Paradoxon, was ich als “Arroganz der Systeme” bezeichne, von dem ich hier berichten will.

Deutschland erkennt EU-weit ärztliche Ausbildungen weitestgehend problemlos an, wie die meisten von uns wissen. Es tut sich aber mit nichteuropäischen Arztausbildungen deutlich schwerer und ein Facharzt aus dem nichteuropäischen Ausland kann nur zum Teil angerechnet werden, wie mein Beispiel demonstriert. USA und Kanada wiederum erkennen nordamerikanische Ausbildungssysteme gegenseitig an, tun sich aber sehr schwer mit der Anerkennung von nichtnordamerikanischen ärztlichen Ausbildungsinhalten und vor allem die USA zwingen (fast) ausnahmlos alle außerhalb des Systemes ausgebildete Ärzte, die gesamte Facharztausbildung in toto erneut zu durchlaufen.

Hinter vorgehaltener Hand wird als Grund “unklar und suboptimal strukturierte Facharztausbildungen außerhalb Nordamerikas” angegeben. Australien und Neuseeland wiederum erkennen ihr ozeanisches Ausbildungssystem untereinander jeweils an, sind aber wenig offen gegenüber europäischen und nordamerikanischen medizinischen Ausbildungen. Alle Antworten aus Australien teilten mir bisher mit, dass ich noch “ein bis drei Jahre” zusätzliche Ausbildung durchlaufen müsse, ehe ich vollberechtigt dort arbeiten könne, da sie kritisch gegenüber den nicht-ozeanischen Ausbildungssystemen seien.

Betrachte ich nun all diese Informationen, so fällt auf, dass jede Region ihr Ausbildungssystem als das Nonplusultra betrachtet. Jedes System ist selbstfixiert – ist die Welt wirklich derart einseitig aus dem Blickwinkel eines Beamtenzimmers?

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