Trumps Steuerreform
Es wird viel im Kollegenkreis über den US-Präsidenten Donald Trump geschimpft und gezetert. Manche von uns wählten ihn zwar heimlich, so wie manche wohl in Deutschland die AfD, in Österreich die FPÖ oder in der Schweiz die SVP wählen, stimmen dann aber laut in den Chor der Trumpkritik ein. Das ist durchaus legitim, denn nicht jeder ist tolerant gegenüber abweichenden Meinungen.
Im Allgemeinen fährt man bei der Äußerung seiner Meinung mit folgender Faustformel gut: Je akademischer und urbaner das Umfeld, je größer der Kreis der Diskutanten, umso sicherer werden linksliberale Ansichten, die irgendwo zwischen der Mitte und dem linken Flügel der demokratischen Partei zu verorten sind, geäußert.
Da ich mich vor allem in urbaneren und akademischeren Krankenhäusern bewege, ist es hier als Arzt im Regelfall chic über Donald John Trump nicht positiv zu reden, sondern zu schimpfen. Doch etwas hat sich verändert seit jener Steuerreform, die im Dezember 2017 parlamentarisch und präsidial beschlossen und abgesegnet wurde und zu einer Reduktion der Steuerschuld fast aller Bürger geführt hat.
Plötzlich zahlt ein Kollege statt 24% eben 22,5%, ein anderer 19,4% statt ehemals 21%. Das macht dann oft mehrere Tausend amerikanische Dollar mehr an Nettoeinnahmen aus, und ich kenne kaum einen der nicht von dieser Steuerreform profitiert. Deshalb erfreuen sich im Internet jene Rechner größerer Beliebtheit, welche die zu erwartenden Ersparnisse zwischen 2017 (vor der Steuerreform) und 2018 (das erste Jahr mit umgesetzter Steuerreform) vergleichen.
Plötzlich meine ich eine bisher nicht so vernommene Milde gegenüber Donald Trumps Politik in Diskussionen zu hören. Es ist als hätte der US-Präsident einen Großteil seiner Kritiker zwar nicht mundtot, aber doch verständnisvoller ihm gegenüber gemacht. Anscheinend sind manche von uns wohl doch käuflich.
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