US-Gesundheitsreform 2013 – Teil I
Die berufliche Motivation der US-amerikanischen Ärzteschaft ist nicht viel anders die ihrer deutschen, französischen oder englischen Kolleginnen und Kollegen. Man arbeitet in den USA aus einer Mischung aus Altruismus, Empathie, Sehnsucht nach gesellschaftlicher Anerkennung, Lust an gesellschaftlich hohem Status, Hoffnung auf sehr gute finanzielle Vergütung und Liebe am Umgang mit dem Menschen heraus. Es mag natürlich sein, dass der finanzielle Impetus historisch und gesellschaftlich bedingt jedoch etwas ausgeprägter ist – doch auch der europäische Arzt konsumiert gerne.
Im Laufe der Jahre und seiner Ausbildung gewöhnt sich ein Arzt in einer bestimmten Gesellschaftsform und Kultur an eine jeweils spezifische Mischung dieser Komponente, findet seine Nische im Gesundheitssystem. Aus US-Sicht heraus erstaunt es beispielsweise immer wieder, wie gering der Gehaltsniveau vieler europäischer Ärzte ist. Umgekehrt erstaunt es viele europäische Ärzte, wie hoch der juristische Druck und die Arbeitsauslastung der US-Ärzte ist.
Doch man hat sich eben an sein jeweiliges System gewöhnt und arbeitet darin gewohnheitsmäβig
weiter. Kommt nun der Status Quo in Bewegung und das ehemals gewohnte Eingerichtetsein gerät aus der Balance, fühlen sich je nach Ausprägung dieser Gleichgewichtsverschiebung weniger oder eben viele Ärzte unwohl und lamentieren. Bei groβer Verlagerung verlassen dann auch die ersten Ärzte das
System, und es muβ erst Zeit wieder vergehen, ehe die nachwachsende Generation sich mit dem neuen Status Quo arrangiert hat.
Genau diese Gleichgewichtsverschiebung ist durch das „bezahlbare Krankenversicherungsgesetz” (von hier an als „BKG” abgekürzt, auf englisch „Affordable Care Act”, „ACA”), gemeinhin auch als „Obamacare” bekannt, geschehen. Das Gesetz ist dabei sehr voluminös mit seinen 1.990 Seiten (http://housedocs.house.gov/rules/health/111_ahcaa.pdf) und kann dabei nicht in seinen Details hier dargestellt werden. Aber Monat um Monat werden immer mehr Details umgesetzt und der Veränderungsdruck wird immer stärker, das Lamentieren ist mittlerweile täglich und beinahe ubiquitär.
Denn das Gesetz macht den Ärzten sehr zu schaffen, und aufmerksame Leser der US-Fachjournale werden mittlerweile gemerkt haben, dass in beinahe jeder Ausgabe mindestens ein Artikel Stellung zu den Auswirkungen des Gesetzes bezieht, zunehmend mehr Studien zu den verschiedenen Aspekten veröffentlich werden, und gehäuft Patienten und Ärzte zu Wort kommen, um die angestoβene Gesetzesänderungen aus ihrer individuellen Perspektive zu besprechen. Das Gesetz hat die US-Medizingemeinschaft nachhaltig verändert. Die nun folgenden Blogtexte sollen einige persönliche Erfahrungen und damit Erläuterungen zum BKG anbieten.
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