Vom Arztdasein in Amerika

Was ist man als Arzt wert?

  • Dienstag, 21. Oktober 2014

Derzeit verhandele ich mit einigen Krankenhäusern, in denen ich aushilfsweise als Arzt tätig sein werde, meinen Stundenlohn. Es ist dabei ein nicht ganz neues, aber doch weiterhin ungewohntes Gefühl, dass ich im Prinzip so viel Geld erhalte, wie ich aushandele. Zumindest theoretisch, da ich doch noch viele Skrupel im Einfordern von Geld habe.

Aber gerade das Verhandeln des eigenen Gehaltes und Wertes kennt man aus der Privatwirtschaft, wie ich aus Gesprächen mit vielen nichtärztlichen Freunden erfahre. Sollte man also nicht in einer immer mehr auf Profitmaximierung eingestellten Medizin nicht selber an seinen eigenen Profit denken, also wenig Arbeit für möglichst viel Geld?

Doch sieht man von dieser moralischen Frage ab, besteht auch die Frage, was ein adäquater Lohn für einen Arzt darstellt. Ist er fünf Mal mehr wert als eine Kranken­schwester oder eben nur doppelt so viel wert? Sollte es gar unterschiedliche "Gehalts­niveaus" geben zwischen verschiedenen Ärzten derselben Fachrichtung und am selben Krankenhaus, so wie auch einzelne Ärzte unterschiedlich gut hinsichtlich ihres Fachwissens sind?

Mich befallen Skrupel, wenn ich an solche Lohnverhandlungen denke, weil ich auf der einen Seite Geld eine untergeordnete Rolle im Arztberuf zuweise, anderseits mich nicht ganz von den Vorteilsgedanken von Wohlstand freimachen kann. Was also tun? Ein Krankenhaus bot mir beispielsweise 105 US-Dollar pro Stunde an, was mir anfänglich sehr gut erschien bis mir ein anderes Krankenhaus 130 US-Dollar Stundenlohn nur wenige Tage später anbot.

Ein Kollege meinte, dass ich mehr fordern solle, 160 oder 170 US-Dollar Stundenlohn beispielsweise. Bin ich soviel wert? Muss nicht am Ende das Gesundheitswesen und damit der oftmals nicht gerade wohlhabende Patient die Rechnung bezahlen, darf ich das also fordern? Am Ende siegt bei mir dann doch meistens die Moral, und ich akzeptiere das erste Angebot.

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