Ruf nach strengerer Überwachung von Werbung für Nahrungsergänzungsmittel

Berlin – Verbraucherschützer drängen auf eine strengere Überwachung von Werbeanzeigen für Nahrungsergänzungsmittel. Verbraucher müssten vor falschen Werbeversprechen geschützt werden, erklärte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kürzlich.
Denn viele glaubten einer Umfrage des Verbands zufolge, die Mittel seien sicher und gut untersucht – was aber nicht der Fall sei. Überschätzt würden demnach auch die Wirksamkeit der Tabletten, Kapseln oder Tropfen.
Insbesondere in sozialen Medien würden Nahrungsergänzungsmittel teils mit nicht zugelassenen Gesundheitsversprechen beworben, teilte der vzbv mit. Die Umfrage im Auftrag des vzbv habe ergeben, dass knapp ein Viertel der Befragten die Mittel als eine Art natürliches Arzneimittel wahrnehmen – „obwohl es sich um Lebensmittel handelt“.
Der Umfrage zufolge nehmen knapp acht von zehn Befragten Nahrungsergänzungsmittel, mehr als die Hälfte von ihnen sogar mindestens einmal pro Woche. Knapp die Hälfte (49 Prozent) geht fälschlicherweise davon aus, dass die Produkte vor dem Verkauf auf gesundheitliche Unbedenklichkeit getestet werden.
Gut vier von zehn der Befragten denken, dass Höchstmengen für die Inhaltsstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln rechtlich vorgeschrieben seien. Auch das sei unzutreffend, erklärten die Verbraucherschützer. Mehr als ein Drittel der Befragten ist den Angaben zufolge jeweils davon überzeugt, dass Nahrungsergänzungsmittel helfen, gesund zu bleiben und den Heilungsprozess bei Krankheiten zu unterstützen.
Der Leiter des Teams Lebensmittel im vzbv, Jochen Geilenkirchen, forderte eine Stärkung der staatlichen Lebensmittelüberwachung und „endlich“ gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Vitamine oder Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. Um sicherzustellen, dass in Deutschland erhältliche Mittel sicher seien, müsse die Bundesregierung sich auf EU-Ebene für ein Zulassungsverfahren einsetzen, verlangte er.
Der vzbv ließ von Ende Oktober bis Anfang November 2024 2.070 Menschen ab 16 Jahren in Deutschland befragen. Die Ergebnisse sind den Angaben zufolge repräsentativ, die Fehlertoleranz liegt bei plus oder minus zwei Prozentpunkten.
Der Lebensmittelverband – der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft – erklärte, „wirkliche Probleme“ seien illegale Produktangebote sowie „unzulässige Werbung mit irreführenden Aussagen, auch durch Influencerinnen und Influencer“.
Der geltende Rechtsrahmen biete aber „ausreichend Möglichkeiten“, dagegen vorzugehen. Entscheidend sei die „konsequente Durchsetzung insbesondere im digitalen Raum“. Insgesamt aber nutzten die Menschen in Deutschland die Produkte überwiegend gezielt und informiert.
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