S2k-Leitlinie zu Magen-Darm-Infekten aktualisiert

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat die Konsultationsfassung einer neuen S2k-Leitlinie zur Behandlung von gastrointestinalen Infektionen veröffentlicht.
Gleichzeitig hat die Fachgesellschaft die Bedeutung von regelmäßigem und sorgfältigem Händewaschen betont. Das sei der beste Schutz vor den häufig von Erbrechen und Durchfall begleiteten Infektionen.
Der DGVS zufolge beobachten Gastroenterologen nach einer zwischenzeitlich rückläufigen Inzidenz der insbesondere von Mensch zu Mensch übertragbaren Infektionen im Zuge der Isolationsmaßnahmen der COVID-19-Pandemie aktuell eine deutlich steigende Häufigkeit infektiöser Durchfallerkrankungen.
„Wir erwarten, dass die jährliche Inzidenz wieder ein ähnliches Niveau wie in einem typischen präpandemischen Jahr betragen wird, eventuell sogar wegen verringerter Immunitätslage nach den Schutzmaßnahmen der Pandemie sogar in den kommenden Monaten eine höhere Inzidenz“, sagte Leitlinien-Koordinator Ansgar Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf.
Diese Entwicklung sei einer der Gründe gewesen, die S2k-Leitlinie zur Behandlung von gastrointestinalen Infektionen zu aktualisieren, so Lohse. Ihm zufolge enthält die neue Fassung einige Änderungen, die in der derzeitigen Konsultationsfassung noch von der Fachöffentlichkeit kommentiert werden können.
So wird nun unter anderem empfohlen, dass bei Patienten mit akutem Durchfall keine routinemäßige Stuhluntersuchung auf Bakterien oder Parasiten durchzuführen, sondern nur dann, wenn es spezielle Hinweise auf sehr schwere Verläufe, Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen, die beispielweise die Immunabwehr beeinträchtigen, gibt.
Bei Patienten mit schweren Durchfallepisoden oder Fieber und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf sollten jedoch Stuhlproben untersucht werden. „Auch wenn es inzwischen gut verfügbare PCR-Stuhltests gibt, die oft den Nachweis über eine Vielzahl von Erregern liefern, müssen die Ergebnisse fachkundig interpretiert werden“, erläuterte Leitlinien-Koordinator Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena.
Die Leitlinie empfehle auch, dass Patienten mit einer akuten Gastroenteritis, die nicht zur weiteren Behandlung in eine Klinik müssen, keine Antibiotika erhalten sollten. Antibiotikagaben sollten nur bei Betroffenen mit schwerer Gastroenteritis oder bei bestimmten Risikogruppen wie älteren Menschen oder immunsupprimierten Patienten in Betracht gezogen werden.
Zudem sollte künftig auf den Einsatz des antibiotischen Wirkstoffs Ciprofloxacin komplett verzichtet werden; das Nebenwirkungsprofil und bereits bestehende Resistenzen sprächen gegen den Einsatz.
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