Ärzteschaft

S3-Leitlinie zur Borderline-Persönlich­keitsstörung erschienen

  • Mittwoch, 7. Dezember 2022
/dodoardo, stock.adobe.com
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Berlin – Eine S3-Leitlinie zur Borderline-Persönlichkeitsstörung hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) vorgestellt. Die interdisziplinäre Leitliniengruppe aus 23 Fachgesellschaften empfiehlt spezielle, an die Besonderheiten der Borderline-Persönlichkeitsstörung angepasste Psychotherapien, die auch das soziale Umfeld einbeziehen.

Eine Borderline-Störung entwickelt sich meist im frühen Jugendalter. Etwa zwei von 100 Personen sind betroffen. Betroffenen fällt es schwer, Gefühle und Verhalten zu regulieren. Sie sind impulsiv, emotional instabil und haben Probleme mit sozialen Beziehungen.

Auch selbstverletzendes Verhalten tritt häufig auf. „Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, Betroffene leiden in der Regel stark unter ihren Symptomen“, hieß es aus der DGPPN.

Die Leitliniengruppe ist sich einig, dass die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung nach einer fachgerechten Diagnostik bereits ab einem Alter von zwölf Jahren vergeben werden sollte, damit die Betroffenen frühzeitig Unterstützung und borderlinespezifische Behandlungsangebote in Anspruch nehmen können.

Die Therapie erfolgt im Augenblick laut der Fachgesellschaft häufig unspezifisch. Mit der S3-Leitlinie liegen laut der DGPPN nun erstmalig evidenzbasierte aktuelle Empfehlungen für Diagnostik und Behandlung vor.

Die zentrale Behandlungsempfehlung der neuen Leitlinie: Borderline-Persönlichkeitsstörungen sollen mit Hilfe spezifischer, strukturierter Psychotherapien von speziell weitergebildeten Therapeutinnen und Therapeuten behandelt werden. Die Leitliniengruppe empfiehlt Programme, die auf klassischen therapeutischen Verfahren aufbauen, aber insbesondere in Bezug auf Beziehungsgestaltung und selbstschädigendes Verhalten die Besonderheiten der Borderline-Persönlichkeitsstörung adressieren.

Speziell für die Dialektisch-Behaviorale Therapie und die Mentalisierungsbasierte Therapie lägen gute Nachweise der Wirksamkeit vor, wenn Symptome wie selbstverletzendes Verhalten oder Suizidalität im Vordergrund stünden.

Eine medikamentöse Behandlung empfiehlt die Leitlinie ausdrücklich nicht als primäre Therapie. Sofern sie in akuten Krisen nötig sei, sollte sie nach deren Abklingen möglichst schnell wieder beendet werden, so die Empfehlung.

Die neue Leitlinie gibt erstmals auch Empfehlungen für die Arbeit mit Angehörigen und thematisiert die Situation von Betroffenen mit Kindern.

hil

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