Politik

Sächsische Impfkommission gibt generelle Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren

  • Freitag, 30. Juli 2021
/picture alliance, ENNIO LEANZA
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Dresden – Die Sächsische Impfkommission (SIKO) hat generelle Coronaimpfungen für Kinder ab zwölf Jahren empfohlen. Die Empfehlung gilt ab dem kommenden Sonntag, wie die SIKO heute in Dresden mitteilte. Bisher galt die Empfehlung in Sachsen erst für Kinder ab 16 Jahren.

Für Zwölf- bis 15-Jährige wurde die Impfung in dem Bundesland bislang nur bei bestimmten Risikofakto­ren und chronischen Krankheiten, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren oder tödlichen Ver­lauf der SARS-CoV-2-Infektion einhergehen, empfohlen.

Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) empfiehlt Coronaimpfungen zwischen zwölf und 17 Jahren bislang nur für Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen oder auf Wunsch nach indi­vidueller ärztlicher Beratung.

Die STIKO verweist dabei auf die bislang dünne Datenlage. Aus der Politik waren allerdings immer wie­der – zuletzt von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) – Forderungen laut geworden, die Coronaimpfung für alle Jugendlichen ab zwölf Jahren zu empfehlen.

Die Forderungen aus der Politik empörten ihn und seien möglicherweise dem Wahlkampf geschuldet, erklärte Kommissionsmitglied Martin Terhardt dem Sender rbb in Berlin. Er empfinde den Druck als „groben Fehler“. Zudem entwerte es die Arbeit der STIKO.

Terhardt stellte eine neue Bewertung der STIKO in einigen Wochen in Aussicht. Bisher sei die Datenlage aber noch nicht ausreichend, um eine Corona-Schutzimpfung für die zwölf- bis 16-Jährigen allgemein zu empfehlen. Die Sächsische Impfkommission begründete die Änderung ihrer Impfempfehlung heute mit der „überaus dyna­mischen Entwicklung“ der Pandemie und dem wachsenden Wissensstand zu Impfun­gen.

In die generelle Impfempfehlung bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren seien Daten aus den USA und Israel eingeflossen. „Hier überwiegt der Nutzen eindeutig das Risiko adverser Reaktionen“, erklärte die SIKO. Bei adversen Reaktionen handelt es sich um mögliche Nebenwirkungen.

Besonderes Augenmerk legte die SIKO demnach auf das Auftreten von Herzmuskelentzündungen in Verbindung mit Coronaimpfungen. Bei männlichen Jugendlichen in der Altersgruppe von zwölf bis 17 Jahren sei hier mit einer Häufigkeit von bis zu 70 pro einer Million vollständig Geimpfter zu rechnen. Gleichzeitig würden in dieser Altersgruppe zwei Todesfälle und 71 Intensivbehandlungen aufgrund von Covid-19 sowie 5.700 Coronainfektionen verhindert.

Bei weiblichen Impflingen liege die Häufigkeit von Herzmuskelentzündungen bei etwa zehn von einer Million vollständig Geimpfter bei Verhinderung eines Todesfalls und von 38 Intensivbehandlungen, er­klärte die Sächsische Impfkommission, die die einzige Impfkommission dieser Art auf Länderebene in Deutschland ist.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat bisher die Coronaimpfstoff von Biontech/Pfizer und des US-Herstellers Moderna für Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren freigegeben.

afp/kna

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