Hochschulen

Säugling gleichzeitig Leber und Darm transplantiert

  • Donnerstag, 6. September 2012

Tübingen – Die gleichzeitige Transplantation von Leber und Darm bei einem Säugling ist einem Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Klinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Tübingen gelungen.

Bereits kurze Zeit nach seiner Geburt im Sommer 2011 verlor der Patient durch eine Durchblutungsstörung einen Großteil seines Darms. Nur noch knapp 15 Zentimeter des ursprünglich drei Meter langen Dünndarms blieben nach der erforderlichen Operation erhalten. Die erforderliche parenterale Ernährung über Infusionen führte bei dem Säugling nach einigen Monaten zu einer schweren Leberfunktionsstörung. Eine Biopsie zeigte, dass die Leber bereits stark fibrosiert war.

„Bei dieser Kombination aus Kurzdarmsyndrom und Leberfunktionsstörung war klar, dass es eigentlich nur noch bergab geht und einzig eine kombinierte Leber- und Darmtransplantation ihm helfen kann“, berichtet der pädiatrische Gastroenterologe rückblickend Ekkehard Sturm rückblickend.

Am 26. Juni 2012 wurden dem Säugling die Spenderorgane in einer achtstündigen Operation transplantiert: „Diese Operation erfordert eine komplexe operative Technik, die erst selten angewandt wurde, im deutschsprachigen Raum bisher noch nie bei einem Kind“, sagte Alfred Königsrainer, Ärztlicher Direktor der Tübinger Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie.

Der Anschluss der beiden Organe an das Verdauungs- und das Kreislaufsystem war laut dem Transplantationschirurgen „eine extreme chirurgische Herausforderung“. Die Lage des Patienten hat sich nach Aussage der Klinik jetzt stabilisiert, „er kann bald mit seinen Eltern nachhause gehen“, sagten die behandelnden Kinderärzte Andreas Busch und Ekkehard Sturm.

Der Tübinger Universitätsklinik zufolge ist dieser operative Eingriff so neu, dass es dafür im Vergütungssystem der Krankenkassen noch keine Gebührenziffer gibt. Rupert Handgretinger, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Kinder und Jugendmedizin, sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Der Patient war so lebensgefährlich erkrankt, dass nur noch diese kombinierte Transplantation von Leber und Darm als letzte Hoffnung in Frage kam“, betont er.

Die Klinik sei in Vorleistung gegangen, um sein Leben zu retten. „Wir hoffen, dass bei den nächsten Verhandlungen im Oktober diese neue innovative Leistung möglichst rasch in den Gebührenkatalog übernommen wird, damit wir auch anderen Patienten helfen können“, so Handgretinger.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung