SARS-CoV-2: Desinfektion und Gesichtsmasken verhindern Übertragung in der Familie

Peking − Die meisten Infektionen mit SARS-CoV-2 ereignen sich innerhalb der Familie. Eine Kohortenstudie in BMJ Global Health (2020; DOI: 10.1136/bmjgh-2020-002794) zeigt, dass die häufige Desinfektion der Wohnung und das Tragen von Masken das Risiko senken können.
In China sind 70 % der Infektionen mit SARS-CoV-2 innerhalb des Haushalts aufgetreten. Die chinesischen Behörden raten deshalb den Angehörigen, Desinfektionsmittel zu nutzen und Gesichtsmasken zu tragen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Public Health England haben Gesichtsmasken bisher nicht empfohlen, da es keine Studien gebe, die die Schutzwirkung sicher belegt hätten.
Ein Team um Quanyi Wang vom Pekinger Forschungszentrum für präventive Medizin hat Fragebögen an 124 Familien verschickt, in denen es zu einer bestätigten COVID-19-Erkrankung gekommen war. Die Forscher wollten wissen, was die Angehörigen unternommen hatten, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.
In 41 Familien ist es zu 77 weiteren Erkrankungen gekommen. Der wichtigste Risikofaktor für eine Ansteckung in der Familie waren enge Kontakte. Für Personen, die sich dem Infizierten 4 Mal oder öfter auf eine Distanz von weniger als 1 Meter genähert hatten, ermittelte Wang eine adjustierte Odds Ratio (aOR) von 18,26 mit einem allerdings sehr weiten 95-%-Konfidenzintervall von 1,08 bis 15,60. Auch eine Durchfallerkrankung des Infizierten scheint das Übertragungsrisiko zu erhöhen (aOR 4,10; 3,93 bis 84,79).
In Haushalten, in denen die Wohnung mindestens 1 Mal am Tag mit Chlor- oder Äthanol-basierten Desinfektionsmitteln gereinigt wurde, traten dagegen weniger Infektionen auf (aOR 0,23; 0,07 bis 0,84). Eine ähnliche Schutzwirkung wurde durch das Tragen von Gesichtsmasken (aller Familienmitglieder einschließlich des Erkrankten) erreicht (aOR 0,21; 0,06 bis 0,79). Das Infektionsrisiko wurde demnach durch das tägliche Desinfizieren der Wohnung um 77 % und durch das Tragen der Masken um 79 % gesenkt.
Die Beweiskraft einer retrospektiven Befragung ist zwar begrenzt. Solange die von Skeptikern geforderten prospektiven randomisierten Studien nicht durchgeführt wurden, dürfte es keine bessere Evidenz geben.
Unter den Infizierten in der Studie waren 13 Kinder und 64 Erwachsene. Die Infektionsrate bei den Kindern betrug 36 % (13 von 36 Kindern) und bei den Erwachsenen 70 % (64 von 92 Erwachsenen).
Von den 13 infizierten Kindern hatten 12 leichte Symptome, ein Kind blieb beschwerdefrei. Von den 64 infizierten Erwachsenen hatten 53 nur milde Symptome, 7 erkrankten schwer und 1 lebensgefährlich. Nur 3 Erwachsene blieben asymptomatisch.
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