SARS-CoV-2: In italienischer Ortschaft blieben mehr als 40 % der Infizierten ohne Symptome

Padua – In der italienischen Ortschaft Vo, wo am 21. Februar der erste Europäer an COVID-19 gestorben war, blieben mehr als 40 % der Infizierten ohne Symptome. Dies ergab die zweimalige Untersuchung der gesamten Bevölkerung, deren Ergebnisse jetzt in Nature (2020; DOI: 10.1038/s41586-020-2488-1) vorgestellt werden.
Die italienischen Behörden hatten nach dem ersten Todesfall eine 14-tägige Quarantäne für die gesamte Bevölkerung von Vo verfügt. Wissenschaftler der Universität Padua wurden beauftragt, möglichst alle 3.275 Einwohner zu testen. Innerhalb einer Woche wurden bei 2.812 Personen (85,9 %) Abstriche aus dem Nasenrachenraum entnommen. Zwei Wochen später wurden die Untersuchungen wiederholt. Dieses Mal konnten 2.343 Einwohner (71,5 %) untersucht werden.
Wie Enrico Lavezzo von der Universität Padua und Mitarbeiter berichten, wurden bei der ersten Untersuchung 73 Infektionen nachgewiesen. Das entsprach einem Anteil von 2,6 % der Bevölkerung. Zwei Wochen später waren noch 29 Personen (1,2 %) aktiv mit SARS-CoV-2 infiziert. Der Lockdown hatte Wirkung gezeigt. Nach den Berechnungen der Forscher war die Reproduktionszahl von einem Anfangswert von 2,49 auf 0,41 gefallen.
Sie lag damit deutlich unter der Grenze von 1,0, ab der mit einer exponentiellen Zunahme der Infektionen gerechnet werden muss. Das serielle Intervall, in der die Infektion auf die nächste Person übertragen wurde, ging leicht von 7,6 auf 6,2 Tage zurück. Nach weiteren Berechnungen der Forscher waren die Viren zwischen 8 und 13 Tage im Abstrich nachweisbar.
Laut Lavezzo hat sich in Vo kein einziges Kind im Alter von unter 10 Jahren infiziert, obwohl 13 von ihnen in Familien mit mindestens einem Infizierten lebten. Die meisten Infizierten waren älter als 50 Jahre. Von insgesamt 81 SARS-CoV-2-positiven Personen aus den beiden Umfragen mussten wegen COVID-19 13 im Krankenhaus behandelt werden (16,0 %). Auch hier waren vor allem ältere Einwohner betroffen.
Von den 73 Personen, die bei der ersten Untersuchung positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, waren 29 (39,7 %) ohne Krankheitssymptome und blieben es auch im weiteren Verlauf. Bei der zweiten Untersuchung waren 13 von 29 positiv Getesteten (44,8 %) ohne Symptome.
Die asymptomatischen Einwohner hatten gleich hohe Viruskonzentrationen wie die an COVID-19 erkrankten Einwohner. Die Viruslast erreichte laut Lavezzo am Tag des Symptombeginns ihren Höhepunkt und nahm danach langsam ab. Die Studie zeigt nach Ansicht von Lavezzo, dass die asymptomatischen Infektionen einen beträchtlichen Anteil an der Ausbreitung von SARS-CoV-2 hatten und ein rechtzeitiger Lockdown die Epidemie innerhalb von zwei Wochen deutlich abschwächen konnte.
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