SARS-CoV-2: Russland legt Foto-Datenbank von Infizierten an

Moskau – Russland will als Maßnahme zur besseren Überwachung von Infizierten mit SARS-CoV-2 eine Foto-Datenbank der Patienten anlegen. Sollte ein Test positiv sein, werde direkt danach ein Foto des Infizierten gemacht, sagte der Vorsitzende des Moskauer Stadtparlaments, Alexej Schaposchnikow, im Staatssender Perwy Kanal.
Die Fotos seien nur für die Behörden zugänglich, die Personalien besonders geschützt. So könnten infizierte Menschen in Quarantäne und Bewohner in Selbstisolation überwacht werden, falls sie sich nicht an die strengen Auflagen halten. Die Regelung gelte zunächst nur in der Millionenmetropole Moskau und im Umland. Sie könnte aber auch landesweit eingesetzt werden, hieß es.
Zur Kontrolle der Ausgangsbeschränkungen nutzen die Behörden bereits Überwachungskameras mit Gesichtserkennungsfunktion. In Moskau leben Schätzungen zufolge mindestens 15 Millionen Menschen, für sie gelten seit Wochenbeginn drastische Ausgangsbeschränkungen.
In Russland steigt die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus rasant an. Mit Stand heute wurden nach offiziellen Angaben landesweit rund 4.150 Infizierte registriert, knapp 3.000 davon leben in Moskau. 34 Menschen starben demnach an der COVID-19.
Viele tote Ärzte und Pflegekräfte in Italien
In Italien sind nach Angaben von heute bisher etwa 120 mit dem Virus infizierte Ärzte, Pflegekräfte und andere Mitarbeiter im medizinischen Sektor gestorben. Diese Zahl ergibt sich aus Zählungen von Verbänden. Allein der Ärzteverband listete bis heute mehr als 70 Namen von verstorbenen Medizinern auf.
Mehr als 10.000 Beschäftigte im medizinischen Sektor, etwa in Krankenhäusern, Praxen und Labors, haben sich seit dem Ausbruch im Februar mit SARS-CoV-2 angesteckt, wie die Zeitung La Repubblica schrieb. Eine Auflistung im Fachorgan Quotidianosanita nennt zudem die Zahl von mehr als 20 toten Krankenpflegekräften.
Bisher gab es in Italien insgesamt rund 14.000 gemeldete Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19. Der Zivilschutz hat mehr als 115.000 Corona-Infektionen registriert, wobei die tatsächliche Zahl nach Expertenschätzung womöglich zehnmal so hoch liegen dürfte.
Für die hohen Ansteckungsraten beim medizinischen Personal werden in Italien mehrere Gründe genannt. Zum einen kamen anfangs viele Menschen ohne COVID-19-Befund in die Behandlung, so dass das Personal nichts vom Ansteckungsrisiko wusste. Später fehlte Schutzausrüstung. Außerdem sind Ärzte und Schwestern besonders im Corona-Brennpunkt in Norditalien oft überarbeitet.
USA verzeichnen weltweite Rekordzahl von Toten binnen eines Tages
In den USA gibt es einen rasanten Anstieg. Noch nie sind in einem Land innerhalb von 24 Stunden so viele Menschen am Coronavirus gestorben wie dort. Die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore verzeichnete von Mittwoch- bis Donnerstagabend 1.169 neue Todesfälle. Bisher war der traurige weltweite Rekord von Italien mit 969 Corona-Toten am 27. März gehalten worden. Auch die Zahl der bestätigten Infektionen in den USA steigt immer weiter.
Insgesamt zählte die Johns-Hopkins-Universität in den USA bis gestern Abend 5.926 Todesopfer. Laut den Prognosen der US-Regierung könnten insgesamt zwischen 100.000 und 240.000 Menschen in den Vereinigten Staaten an der von SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 sterben. Die Katastrophenschutzbehörde Fema forderte beim US-Militär bereits 100.000 Leichensäcke an.
Der deutliche Anstieg der Infektionszahlen in den USA hängt auch damit zusammen, dass inzwischen deutlich mehr getestet wird. Laut US-Vizepräsident Mike Pence wurden bislang mehr als 1,3 Millionen Corona-Tests vorgenommen. Präsident Donald Trump sagte, täglich gebe es mittlerweile mehr als 100.00 Tests.
Am stärksten in den USA von der Pandemie betroffen sind die Stadt und der Bundesstaat New York. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden gibt es in New York City bereits mehr als 1.500 Corona-Tote und fast 50.000 Infizierte.
Bürgermeister Bill de Blasio appellierte an die New Yorker, ihre Gesichter zu bedecken, wenn sie nach draußen gehen. Professionelle Atemschutzmasken sollten die Bürger nicht benutzen, da diese vom Personal im Gesundheitswesen gebraucht würden, sagte das Stadtoberhaupt. Nach Pences Worten will auch die US-Regierung in den kommenden Tagen eine allgemeine Empfehlung für das Tragen von Gesichtsmasken verkünden.
London will Zahl der Coronavirus-Tests auf 100 000 pro Tag erhöhen
Die britische Regierung will bis Ende des Monats ihre Kapazitäten für Tests auf SARS-CoV-2 auf 100.000 am Tag erhöhen. Das sagte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock gestern Abend bei einer Pressekonferenz in London. Die Zahl beziehe sich auf alle Arten von Tests, so Hancock. Die Ankündigung traf bei Journalisten jedoch auf Skepsis, weil die Bemühungen, mehr Tests durchzuführen, bisher nur schleppend anliefen.
Bislang liegt Großbritannien mit der Zahl der Tests weit hinter anderen Ländern. Bis gestern wurden in dem Land insgesamt rund 163.000 Menschen auf den Erreger getestet. Zum Vergleich: In Deutschland wurden bis vergangene Woche ungefähr 918.000 Tests durchgeführt. Hancock hatte sich selbst mit dem Erreger infiziert und war gestern erstmals wieder in der Öffentlichkeit nach einer Woche in Selbstisolation.
Die Zahl der Toten durch die Lungenkrankheit COVID-19 stieg im Vereinigten Königreich um 569 auf 2.921 an. Knapp 34.000 Menschen waren nachweislich mit dem Virus infiziert. Die tatsächliche Zahl der Infizierten dürfte allerdings sehr viel höher sein.
Israels Regierung empfiehlt Maskentragen
Die israelische Regierung empfiehlt im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus das Tragen von Schutzmasken in der Öffentlichkeit. „Wir bitten Euch, Bürger von Israel, alle von Euch, Masken im öffentlichen Raum zu tragen“, sagte der rechtskonservative Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am späten Mittwochabend. „Wenn Ihr keine Masken habt, dann benutzt einen Schal oder irgendeinen anderen Gesichtsschutz, der die Ausbreitung des Virus' auf andere reduziert.“
Wer keine medizinische oder andere industriell hergestellte Maske besitze, könne sich auch aus Stoff eine Maske selbst nähen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Unter anderem sei es dabei wichtig, zwei oder drei Lagen Stoff zu verwenden, abhängig von der Struktur des Stoffes. Der Stoff sollte außerdem bei mehr als 70 Grad gewaschen werden können, um die Maske mehrfach verwenden zu können.
Israel mit seinen rund neun Millionen Einwohnern hat angesichts der Ausbreitung des Coronavirus strenge Ausgangsbeschränkungen verhängt. Zahlreiche Menschen tragen auf der Straße Masken und Handschuhe. Es gibt Gebäude im Gesundheitssektor, die dürfen auch nur noch mit Masken betreten werden.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger SARS-CoV-2 mittlerweile bei 6.211 Personen in Israel nachgewiesen worden, 289 sind wieder genesen. 30 Menschen sind den Angaben zufolge nach einer Infektion gestorben.
Erneut mehr als 900 Todesfälle in Spanien
In Spanien sind erneut innerhalb von 24 Stunden mehr als 900 Menschen an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 gestorben. Es seien 932 Todesfälle registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag in Madrid mit.
Damit starben in dem Land bereits 10.932 Menschen an den Folgen des Coronavirus – das ist die weltweit zweithöchste Opferzahl nach Italien. Allerdings machten die heute vorgelegten Zahlen auch leichte Hoffnung auf eine Entspannung der Lage: Die Steigerungsrate bei den Neuinfektionen und auch bei den Todesfällen ging erneut nach unten.
Die Zahl der Neuinfektionen stieg auf knapp 118.000 – das war ein Plus von 6,8 Prozent gegenüber dem Vortag. Am Donnerstag hatte die Rate noch bei 7,9 Prozent gelegen, Mitte vergangener Woche waren es 20 Prozent.
Die tägliche Steigerungsrate bei den Todesfällen lag am Freitag bei 9,3 Prozent. Gestern, als ebenfalls mehr als 900 neue Todesfälle vermeldet wurden, waren es noch 10,5 Prozent. Ende März war die Rate sogar bis auf 27 Prozent gestiegen.
Flüchtlingslager nahe Athen unter Quarantäne
Der griechische Coronavirus-Krisenstab hat ein Flüchtlingslager im Norden Athens für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Wie der staatliche Rundfunk (ERT) am Donnerstag weiter berichtete, sei die Entscheidung getroffen worden, weil das Virus bei einer Frau nach der Geburt ihres Kindes in einem Krankenhaus in Athen Anfang der Woche festgestellt worden war.
Anschließend waren 20 weitere Flüchtlinge im Lager von Ritsona positiv auf das Virus getestet worden. Im Lager von Ritsona - wo nach Schätzungen der Athener Medien rund
3000 Menschen leben - ist die Lage bei weitem nicht so schlimm wie in den Camps auf den Inseln im Osten der Ägäis. In Griechenland sind bislang 51 Menschen an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
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