Ärzteschaft

SARS-CoV-2: Zi schlägt Clusterung zur Kontaktverfolgung vor

  • Freitag, 20. November 2020
/picture alliance, Daniel Bockwoldt
/picture alliance, Daniel Bockwoldt

Berlin – Beim weiteren Management der COVID-19-Pandemie sollte eine konsequente Strategie der Testung, Kontaktverfolgung und Isolation zum Schutz vulnerabler Gruppen verfolgt werden. Im Fokus sollten die über 60-Jährigen stehen, da die Infektionssterb­lich­keit in dieser Altersgruppe stark ansteigt.

Das empfiehlt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in einem heute veröffentlichten Diskussionsbeitrag. Vorausgegangen war ein Aufruf der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an Verbände und Fachgesellschaften der ärztlichen Berufe. Da­rin war um Beiträge für die Entwicklung eines Maßnahmenplans zum weiteren Manage­ment des COVID-19-Infektionsgeschehens gebeten worden.

Konkret rät das Zi unter anderem dazu, in allen Altersgruppen unverändert weiter zu tes­ten. Allerdings sollten die Maßnahmen der Kontaktverfolgung bei positiv getesteten Per­so­nen nach Relevanz gestaffelt werden.

Etwa für den Fall, dass die Anzahl der zu verfolgenden Kontakte relativ zu den dafür verfügbaren Ressourcen zunimmt und diese Ressourcen nicht weiter gesteigert werden könnten. Bei einer hohen Anzahl von zu verfolgenden Kontakten würde durch wenige Fragen ermittelt, auf welche Kontakte positiv getesteter Personen die Nachverfolgung konzentriert wird.

Dabei wären speziell die Kontakte derjenigen zu verfolgen, die Kontakt mit Risikogrup­pen haben oder hatten und aufgrund einer Vielzahl von Kontakten die Clusterbildung be­günstigen könnten. Abgefragt würde etwa, ob die positiv getestete Person in einer Ge­sundheits- oder Pflege­einrichtung tätig ist.

Auch könnte Vorrang haben, wer regelmäßig alleinlebende Verwandte hohen Alters oder mit be­stimm­ten Krankheiten besucht oder in Lebensgemeinschaft mit Beschäftigten einer Gesundheits- oder Pflegeeinrichtung lebt. Werden solche Fragen bejaht, sollten diese Kon­takte verfolgt werden. Bei allen anderen könne „allein die Isolierung“ greifen, da die Wahrscheinlichkeit, weitere Personen angesteckt zu haben „sehr gering“ sei, findet das Zi.

„Die alleinige Hoffnung der Pandemiebekämpfung mit Mitteln der Kontaktnachverfol­gung erscheint bedauerlicherweise unrealistisch“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Do­mi­nik von Stillfried. Er wies darauf hin, dass der Vorschlag nicht mit der Zielsetzung gleich­zusetzen sei, denjenigen ein unbehelligtes Leben zu ermöglichen, die nicht einer Risikogruppe angehörten sowie auf Effekte der Herdenimmunität zu hoffen.

Er sei vielmehr ein Plädoyer dafür, die allgemeinen Maßnahmen des Pandemiemanage­ments durch konkrete Schritte zum besonderen Schutz von Risikogruppen zu ergänzen. Zudem sollte auf eine deutliche Steigerung von Intensität und Reichweite des Maßnah­menkatalogs zur Testung, Kontaktverfolgung und Isolation gesetzt werden.

„Hierbei muss auf den Schutz von Risikogruppen fokussiert werden, bevor weiterrei­chende Entschei­dungen mit hohen Opportunitätskosten getroffen werden“, so von Stillfried.

EB

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung