SARS-CoV-2: Zi schlägt Clusterung zur Kontaktverfolgung vor

Berlin – Beim weiteren Management der COVID-19-Pandemie sollte eine konsequente Strategie der Testung, Kontaktverfolgung und Isolation zum Schutz vulnerabler Gruppen verfolgt werden. Im Fokus sollten die über 60-Jährigen stehen, da die Infektionssterblichkeit in dieser Altersgruppe stark ansteigt.
Das empfiehlt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in einem heute veröffentlichten Diskussionsbeitrag. Vorausgegangen war ein Aufruf der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an Verbände und Fachgesellschaften der ärztlichen Berufe. Darin war um Beiträge für die Entwicklung eines Maßnahmenplans zum weiteren Management des COVID-19-Infektionsgeschehens gebeten worden.
Konkret rät das Zi unter anderem dazu, in allen Altersgruppen unverändert weiter zu testen. Allerdings sollten die Maßnahmen der Kontaktverfolgung bei positiv getesteten Personen nach Relevanz gestaffelt werden.
Etwa für den Fall, dass die Anzahl der zu verfolgenden Kontakte relativ zu den dafür verfügbaren Ressourcen zunimmt und diese Ressourcen nicht weiter gesteigert werden könnten. Bei einer hohen Anzahl von zu verfolgenden Kontakten würde durch wenige Fragen ermittelt, auf welche Kontakte positiv getesteter Personen die Nachverfolgung konzentriert wird.
Dabei wären speziell die Kontakte derjenigen zu verfolgen, die Kontakt mit Risikogruppen haben oder hatten und aufgrund einer Vielzahl von Kontakten die Clusterbildung begünstigen könnten. Abgefragt würde etwa, ob die positiv getestete Person in einer Gesundheits- oder Pflegeeinrichtung tätig ist.
Auch könnte Vorrang haben, wer regelmäßig alleinlebende Verwandte hohen Alters oder mit bestimmten Krankheiten besucht oder in Lebensgemeinschaft mit Beschäftigten einer Gesundheits- oder Pflegeeinrichtung lebt. Werden solche Fragen bejaht, sollten diese Kontakte verfolgt werden. Bei allen anderen könne „allein die Isolierung“ greifen, da die Wahrscheinlichkeit, weitere Personen angesteckt zu haben „sehr gering“ sei, findet das Zi.
„Die alleinige Hoffnung der Pandemiebekämpfung mit Mitteln der Kontaktnachverfolgung erscheint bedauerlicherweise unrealistisch“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. Er wies darauf hin, dass der Vorschlag nicht mit der Zielsetzung gleichzusetzen sei, denjenigen ein unbehelligtes Leben zu ermöglichen, die nicht einer Risikogruppe angehörten sowie auf Effekte der Herdenimmunität zu hoffen.
Er sei vielmehr ein Plädoyer dafür, die allgemeinen Maßnahmen des Pandemiemanagements durch konkrete Schritte zum besonderen Schutz von Risikogruppen zu ergänzen. Zudem sollte auf eine deutliche Steigerung von Intensität und Reichweite des Maßnahmenkatalogs zur Testung, Kontaktverfolgung und Isolation gesetzt werden.
„Hierbei muss auf den Schutz von Risikogruppen fokussiert werden, bevor weiterreichende Entscheidungen mit hohen Opportunitätskosten getroffen werden“, so von Stillfried.
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