Schilddrüsenhormonabhängige Neuronen beeinflussen Blutdruck
Karolinska – Eine Neuronengruppe im Hypothalamus des Gehirns, die Einfluss auf Blutdruck und Pulsfrequenz des Herzens nimmt, scheint unter Kontrolle von Schilddrüsenhormonen zu stehen. Eine schwedische Forschungsgruppe um Jens Mittag am Karolinska Institut ist in Zusammenarbeit mit deutschen und niederländischen Wissenschaftlern zu diesem Ergebnis gekommen. Sie veröffentlichte ihre Arbeit im Journal of Clinical Science (Doi: 10.1172/JCI65252).
Schilddrüsenüber- und unterfunktion sind als ein Risikofaktor für die Entwicklung von Herz- und Gefäßerkrankungen bekannt. Insbesondere Bluthochdruck kann durch Fehlfunktionen der Schilddrüse ausgelöst werden. Bisher herrschte laut der Arbeitsgruppe die Ansicht vor, dass hauptsächlich die direkten Effekte von Schilddrüsenhormonen auf das Herz- und Gefäßsystem dafür verantwortlich seien. Die Erkenntnisse der Forscher lassen diese Hypothese aber in einem neuen Licht erscheinen.
Die Wissenschaftler identifizierten am Mausmodell eine Gruppe von Neuronen im vorderen Hypothalamus, einer Zentrale des vegetativen Nervensystems, die sich durch das Vorhandensein des Proteins Parvalbumin auszeichneten. Die Neurone besitzen spezielle intrazelluläre Rezeptoren für Schilddrüsenhormone (Thra1).
Die gezielte Ausschaltung dieser Zellen durch Viren verursachte einen Abfall der Zellzahl und einen Anstieg des mittleren arteriellen Drucks bei Wildtypmäusen. Bei Mäusen, die einen durch Mutation inaktiven Hormonrezeptor Thra1 aufwiesen, konnten die Wissenschaftler ebenfalls eine reduzierte Anzahl der Parvalbumin-positiven Zellen feststellen. Dies legt laut den Forschern nahe, dass Schilddrüsenhormone einen Einfluss auf die Entwicklung dieser Steuerneuronen haben.
Die Ergebnisse unterstreichen laut der Arbeitsgruppe noch einmal die Wichtigkeit einer euthyreoten Stoffwechsellage bei Schwangeren. Ein mütterlicher Mangel an T3 und T4 könnte bei Embryonen eine entscheidende Rolle bei der Unterentwicklung dieser wichtigen Neuronengruppe spielen, so die Wissenschaftler.
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