Schilddrüsenunterfunktion nur selten Grund für Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen

Berlin – Auf die hormonellen und nichthormonellen Gründe von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hingewiesen. Laut der Fachgesellschaft hielten viele Eltern eine gestörte Schilddrüsenfunktion für einen Grund.
„Entgegen dieser Erwartung ist eine Unterfunktion der Schilddrüse jedoch extrem selten die Ursache einer Adipositas“, sagte Sven Diederich, Ärztlicher Leiter Medicover Deutschland, Praxis für Endokrinologie und Diabetologie, und ehemaliger Vizepräsident der DGE aus Berlin.
Laut der Studie zu Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS-Welle 2) sind in Deutschland mehr als 15 Prozent der zwischen Drei- und 17-Jährigen dick und knapp sechs Prozent von ihnen sogar stark übergewichtig. Ihr Leidensdruck durch soziale Ausgrenzung und Mobbing ist laut DGE immens, zudem drohten schwerwiegende Begleiterkrankungen.
„Man schätzt, dass über drei Viertel aller zu schweren Kinder ihr Übergewicht in das Erwachsenenalter mitnehmen werden“, erläuterte die DGE-Expertin Susanna Wiegand, Bereichsleiterin Adipositas, Sozialpädiatrisches Zentrum für chronisch kranke Kinder an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Aus Zwillings- und Adoptionsstudien wisse man zwar heute, dass die Gewichtsentwicklung von Kindern und Jugendlichen zu etwa 50 Prozent genetisch festgelegt sei. Gene veränderten sich jedoch nur über einen sehr langen Zeitraum.
„Deshalb ist die Zunahme von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in den Industrie- und Schwellenländern sicher nicht genetisch, sondern vor allem durch ein verändertes Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu erklären“, so die Kinderendokrinologin. „Bereits eine geringfügige regelmäßige positive Energiebilanz von täglich etwa 50 kcal pro Tag führt im Grundschulalter zu Übergewicht“, betonte sie.
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