Schlaganfall-Risikofaktor Hypertonie kann hormonell bedingt sein

Mainz – Ein zu hoher Aldosteronspiegel könnte bei rund sechs Prozent der Patienten mit Bluthochdruck ein Auslöser der Erkrankung sein. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Arterielle Hypertonie ist bekanntlich ein Risikofaktor unter anderem für Herzinfarkt und Schlaganfall und betrifft in Deutschland über ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Die DGE verweist anlässlich des heutigen Tages gegen den Schlaganfall auf eine Studie aus Italien, die kürzlich im Journal of the American College of Cardiology (2017; doi: 10.1016/j.jacc.2017.01.052) erschienen ist.
Für die Studie wertete ein Forscherteam aus Turin Daten der prospektiven PATO-Studie (Primary Aldosteronism in Torino) aus. 1.672 Patienten mit Bluthochdruck wurden zwischen 2009 und 2014 auf das Vorliegen von Hyperaldosteronismus leitliniengerecht untersucht. Bei auffälligem Hormonstatus erfolgte eine weitere Diagnostik in Form von Bestätigungstests, Bildgebung und Nebennierenvenenkatheterisierung.
Hormonursache bei sechs Prozent
Es zeigte sich: 99 Patienten (5,9 Prozent) hatten am Ende ein gesichertes sogenanntes Conn-Syndrom, also einen Hyperaldosteronismus. „Bei sechs Prozent der an Bluthochdruck Erkrankten kann man von einer Hormonursache ausgehen und diese ist behandelbar oder auch heilbar“, fasst der Präsident der DGE, Martin Reincke, die Ergebnisse zusammen. „In so einem Fall kann eine Operation den Blutdruck dauerhaft heilen“, so der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Aldosteron wird in den Nebennieren gebildet. Das Hormon regelt den Kochsalz- und Flüssigkeitsgehalt des Körpers. Bei einem Aldosteronüberschuss kommt es infolge einer vermehrten Natrium- und damit Wasserrückresorption in der Niere schließlich zu einem Anstieg des Blutdrucks. Die Verdachtsdiagnose eines Hyperaldosteronismus lässt sich über den sogenannten Aldosteron-Renin-Quotienten (ARQ) bestimmen: Er ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Aldosteronspiegel und einen supprimierten Reninspiegel.
Die Deutsche Schlaganfallgesellschaft (DGS) hat anlässlich des Tages gegen den Schlaganfall darauf hingewiesen, dass eine stärkere Aufklärung über die Erkrankung dringend notwendig sei. Der Schlaganfall sei die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Jedes Jahr erkrankten hierzulande etwa 260.000 Menschen daran. „Doch trotz zahlreicher Aufklärungsaktionen kennen viele die wichtigsten Symptome nicht“, warnte Wolf Schäbitz, Pressesprecher der DSG und Chefarzt der Klinik für Neurologie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) in Bielefeld. Die Fachgesellschaft weist zudem auf einen neuen Musik-Video-Clip hin, der für das Thema sensibilisieren soll und für den die DSG die Schirmherrschaft übernommen hat.
Die Techniker Krankenkasse (TK) hat anlässlich des Tages gefordert, Patienten mit Schlaganfall regelhaft in Kliniken mit Stroke-Units zu behandeln. „Das ist nicht zwingend das Krankenhaus, das vom Wohnort des Patienten am schnellsten zu erreichen wäre“, sagte Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen.
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