Medizin

Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko durch Pille und Co eher gering

  • Donnerstag, 26. Juli 2012

Berlin – Die Gefahr für die einzelne Frau ist „sehr gering“, wegen weiblicher Geschlechts­­hormone in Antibabypillen, Verhütungspflastern oder Vaginalringen, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Zu dieser Einschätzung kommen die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Gleichwohl könnten weibliche Geschlechtshormone die Blutgerinnung beeinflussen und in seltenen Fällen zu Blutgerinnseln führen. Die Folge können tiefe Beinvenen­throm­bosen, Lungenembolien, Herzinfarkt oder Schlaganfall sein.

„Das Thrombose-Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien von hormonellen Verhütungsmitteln ist seit Langem bekannt“, erläutert Matthias Endres, Erster Vorsitzender der DSG und Direktor der Klinik für Neurologie an der Berliner Charité. Dies sei ein Grund, warum die Antibabypille auch 50 Jahre nach ihrer Einführung weiterhin verschreibungspflichtig sei. Bevor Frauenärzte ein Rezept ausstellen, müssten sie das individuelle Risiko ihrer Patientin sorgfältig abschätzen, so Endres.

Die beiden Fachgesellschaften beziehen sich bei ihrer Entwarnung für die hormonellen Antikonzeptiva auf eine dänische Studie (New England Journal of Medicine 2012; 366: 2257-66). Laut Endres liefert sie eine sichere Grundlage für die ärztliche Beratung. Die Kopenhagener Forscher haben darin sämtliche Verordnungen hormoneller Verhütungs­mittel über einen Zeitraum von 15 Jahren mit Krankenhausbehandlungen wegen Schlaganfall und Herzinfarkt in Beziehung gesetzt.

Nach den Berechnungen der dänischen Forscher kommt es im Durchschnitt pro Jahr bei 6,8 von 10.000 Frauen, die eine der heute üblichen Methoden hormoneller Empfängnisverhütung anwenden, zu einer venösen Thrombose. Zudem würden zwei Frauen von 10.000 pro Jahr einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden, wobei das Risiko je nach Art und Dosis der Hormone variieren kann.

„Bei der Antibabypille spielt die Dosis der Östrogene und die Wahl des Gestagens eine Rolle“, erläutert Hans-Christoph Diener, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Neuro­logie und Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum in Essen. Auch Verhütungspflaster oder Vaginalring waren in der Studie mit einem minimal erhöhten Risiko behaftet. Für die Spirale in der Variante, die Hormone freisetzt, ergab sich dagegen kein erhöhtes Risiko.

„Hormonpräparate dürfen jedoch niemals unbedacht eingesetzt werden“, betont Diener. Im Zweifelsfall sollten sich Frauen ärztlich beraten lassen und auf andere, ebenfalls sichere Verhütungsmittel zurückgreifen.

hil

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