Ärzteschaft

Schlaganfall­sterblichkeit hat sich halbiert

  • Donnerstag, 29. Oktober 2020

Berlin – Bei der Schlaganfallversorgung gibt es Erfolge zu verzeichnen, vor allem in Be­zug auf die Sterblichkeit. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) an­lässlich des heutigen Weltschlaganfallta­gs hingewiesen.

Der DGN zufolge erleidet rund eine Viertelmillion Menschen jährlich in Deutschland ei­nen Schlaganfall. Unbehandelt würde ein Drittel dieser Menschen versterben, ein Drittel schwere Behinderungen zurückbehalten und ein Drittel hätte das Glück, die Erkrankung weitgehend unbeschadet zu überstehen.

„Wir können diese ‚Drittel-Regel‘ durch die Akuttherapie durchbrechen“, erklärte DGN-Experte Matthias Endres von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. So sei es durch die moderne Schlaganfalltherapie gelungen, die Sterblichkeit und den Anteil der Patienten in Deutschland, die zum Teil schwere Behinderungen davontragen, maßgeblich zu senken. „Wir konnten die Sterberate in den letzten 15 Jahren sogar halbieren“, so Endres.

Er sprach von einem „beachtlichen", aber letztlich nur "Zwischenerfolg“. „Wir müssen nun weiter daran arbeiten, die Zahl der Schlaganfallopfer und der betroffenen Patientinnen und Patienten, die Behinderungen davontragen, weiter zu reduzieren“, so der Direktor der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité.

Gründe für den bisherigen Erfolg sind laut Endres eine verbesserte Versorgungsstruktur, insbesondere durch Stroke Units und neue Behandlungsoptionen. Zum Beispiel gebe es mittlerweile die Möglichkeit, auch Patienten zu behandeln, die erst nach Ablauf des Zeitfensters von 4,5 Stunden für die Thrombolyse in das Krankenhaus kommen.

Darüber hinaus kann bei Verschlüssen großer Hirnarterien das Gerinnsel in spezialisier­ten Zentren auch durch einen Kathetereingriff entfernt werden. Diese interventionelle Thrombektomie hilft besonders bei schweren Schlaganfällen und ist in Einzelfällen auch noch viele Stunden nach Einsetzen der ersten Symptome möglich.

„Allerdings gilt aber immer noch die wissenschaftliche Erkenntnis ‚Time is Brain‘. Die Zeit spielt die wesentliche Rolle bei der Behandlung von Schlaganfällen und ist entscheidend für den Therapieerfolg“, betonte der Experte.

Um Patienten optimal und schnell betreuen zu können, müsse eine Klinik 24/7 ein Schlag­anfallteam und die entsprechende Technik vorhalten, also einen Neurologen und einen interventionellen Neuroradiologen, aber auch die MRT- und CT-Perfusionsbildge­bung sowie eine Intensivstation.

Dies könne nicht jedes Krankenhaus leisten. „Was uns Neurologen derzeit beschäftigt, ist, wie wir diese spezialisierte Schlaganfalltherapie in die breite Versorgung bekommen“, so Endres.

hil

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