Gesundheit

Schmerzhafter Selbstversuch: Hernien-OP unter Akupunktur

  • Montag, 7. Februar 2011

Während der chinesischen Kulturrevolution wurde die Akupunktur für die maoistische Propaganda missbraucht. Eine Reportage der Zeitschrift Rote Fahne, die auch durch die westlichen Medien gereicht wurde, zeigte lächelnde Soldaten der Volksbefreiungsarmee, denen angeblich gerade Tumore aus Gehirn oder Lunge entfernt wurden.

Diese Berichte sind inzwischen als Lug und Trug enttarnt. Heute beschäftigen sich westliche Mediziner mit den Möglichkeiten der Elektroakupunktur. Sie soll die Opioid-Anästhetika nicht ersetzen, sondern ergänzen. Eine Arbeitsgruppe am Deutschen Herzzentrum München (DHM) erkundet beispielsweise die Möglichkeiten, die postoperativen Beatmungszeiten zu verkürzen.

Von einem Selbstversuch berichtet jetzt der Berliner Allgemeinmediziner Friedrich Molsberger, der selbst als Akupunkteur aktiv ist. Molsberger musste sich einer Leistenbruchoperation unterziehen. Vor der Operation setzte sich der Mediziner sechs Nadeln in beide Unterschenkel an jeweils drei Akupunkturpunkte.

Die Nadeln wurden mit Kabeln verbunden und über eine Stunde lang elektrisch stimuliert. Das Verfahren geht auf den japanischen Chirurg Yamamoto zurück, der bereits chinesische Akupunktur mit Elektrostimulation zur alleinigen Betäubung bei Kaiserschnitten oder Blinddarmoperationen eingesetzt haben soll.

Doch der Selbstversuch sollte nur halbwegs gelingen. Den Hautschnitt von sechs Zentimeter Länge und 15 Millimetern Tiefe tolerierte der Patient Molsberger noch. Dann überwogen die Schmerzen. Da der Patient nicht ruhig blieb, musste der Chirurg ein Lokalanästhetikum einsetzen, berichtete der Mediziner, der damit wohl ehrlicher war als etliche heroische Berichte, die sich heute nicht mehr in der Roten Fahne finden, sondern bei You-Tube.

Dort werden Filme von Kaiserschnitten und offenen Herzoperationen gezeigt. Der Große Vorsitzende wäre von den Möglichkeiten des kapitalistischen Papier- Verzeihung Bit-Tigers sicherlich begeistert.

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