Medizin

Schneeschippen häufige Herzinfarktursache in Kanada

  • Mittwoch, 15. Februar 2017
Ein Drittel aller Herzinfarkte treten in Quebec an Tagen mit Schnellfall auf.
Ein Drittel aller Herzinfarkte treten in Quebec an Tagen mit Schnellfall auf. / Rike, pixelio.de

Montreal – In Kanada tritt ein Drittel aller Herzinfarkte an Tagen mit stärkerem Schnee­fall auf. Epidemiologen führen dies im Canadian Medical Association Journal (CMAJ 2017; 189: E235-E242) unter anderem auf die Anstrengungen beim Schneeschippen zurück, die vor allem bei Männern das Erkrankungs- und Sterberisiko steigen lassen.

Schnee ist keine Seltenheit in der Provinz Quebec, wo die Temperaturen an bis zu 245 Tagen im Jahr unter die Nullgradgrenze sinken. Die Beobachtung, dass ein Drittel aller Herzinfarkte an Tagen mit Schnellfall auftreten, beweist deshalb noch gar nichts. Natha­lie Auger von der Universität Montreal kann jedoch durch den Abgleich von meteorolo­gischen und administrativen Daten zeigen, dass die Herzinfarktrate an Tagen mit mehr als fünf Zentimetern Schneefall tatsächlich erhöht ist. 

Das Risiko nahm mit der Dauer des Schneefalls und der Menge des gefallenen Schnees zu. Bei mehr als 20 Zentimetern Neuschnee stieg die Hospitalisierungsrate um 16 Pro­zent (Odds Ratio 1,16; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,11–1,21) und die Sterberate um 34 Prozent an (Odds Ratio 1,34; 1,26–-1,42). Diese Zahlen gelten allerdings nur für Männer. Für Frauen war ein Anstieg nicht erkennbar.

Auger führt das erhöhte Risiko auf das Schneeschippen zurück, das in Kanada in der Regel eine Aufgabe der Männer ist. Schneeschippen ist eine anstrengende körperliche Tätigkeit. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Herzfrequenz auch bei gesun­den Menschen auf mehr als 75 Prozent der maximalen Leistung ansteigt. Das wiederholte Valsalva-Manöver erhöht den systolischen Blutdruck, und auch die körper­liche Anstrengung trägt möglicherweise dazu bei, dass sich in äther-sklerotisch vorge­schädigten Koronarien ein Plaque löst und das Gefäß durch einen Thrombus verlegt wird, was einen Herzinfarkt auslöst. 

Die kalten Temperaturen tragen ebenfalls zum Risiko bei, da sie über eine Vasokonstrik­tion die Vorlast erhöhen und über die Aktivierung des Sympathikus Arrhythmien auslö­sen können. Das Einatmen von der kalten Luft verringert zudem den koronaren Blut­fluss. Auger rät deshalb Patienten mit koronarer Herzkrankheit, beim Schneefall in der warmen Wohnung zu bleiben und das Schneeschippen anderen Personen zu über­lassen.

rme

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