Politik

Schulze plant strengere Vorgaben für Schornsteine und Kamine

  • Freitag, 1. Februar 2019
/Paipai, stockadobecom
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Berlin – Zur Minderung der Luftverschmutzung will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) die Bauvorgaben für Holz- und Kohleheizungen deutlich verschärfen. Eine neue Verordnung für kleine und mittlere Feuerungsanlagen sehe vor, dass Schornsteine auf Dächern künftig „firstnah angeordnet sein und den First um mindestens 40 Zentimeter überragen“, schreibt der Focus.

Dies soll für alle Eigenheime gelten, deren Besitzer ab dem 1. Juli 2019 einen Kamin, einen Ofen, eine Holzpellet- oder Kohleheizung einbauen oder ersetzen lassen. Das Bundeskabinett wolle die Verordnung Anfang Februar beschließen, hieß es. Nach Schätzungen des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks seien davon etwa eine Million Haushalte betroffen, die ihre Feuerstätten bis 2025 wegen neuer Grenzwerte nachrüsten müssten, heißt es in dem Bericht weiter.

„Für viele Haushalte sind die Vorgaben technisch nicht umsetzbar“, bemängelte Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Heizindustrie (BDH), im Focus. Die Zusatzkosten für den Umbau schätzt der Verband auf bis zu 5.000 Euro. Der Ausbau von neuen, emissionsarmen Holzheizungen und Öfen werde dadurch eher behindert, kritisierte Lücke.

Für die Lungenfachärztin und Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, steht außer Frage, dass Schadstoffe wie Feinstaub zu den wichtigsten Risikofaktoren bei Lungenkarzinomen gehören. Rauchen sei zwar nach wie vor der wichtigste Faktor bei Lungenkrebs und für 90 Prozent der Erkrankungen verantwort­lich, räumt Wenker ein. Es sei aber „unbestritten, dass die in der Luft enthaltenen Feinstaubpartikel, meist kleiner als zehn Mikrometer, tief in die Lunge eindringen“.

Gefährlich sind nach Ansicht von Wenker die Schwebeteilchen auch deshalb, weil sie häufig zusätzlich mit krebserregenden Substanzen behaftet sind. „Der Feinstaub resultiert etwa aus dem Abrieb von Reifen und Bremsen, aber auch aus den Abgasen von Motoren, Abfallverbrennungsanlagen, Öfen und Kaminen. Weitere Quellen sind die Landwirtschaft, Baustellen und Feuerwerk“, sagte Wenker.

Sie mahnte, Grenzwerte für Luftschadstoffe seien zwar eine Sache der Politik. Aber die Lungenfachärzte seien besonders für die vulnerablen Mitmenschen wie Kinder, Schwangere, ältere Personen und chronisch Atemwegskranke verantwortlich. „Wir müssen vielmehr als unparteiische Instanz und als Anwälte der Menschen auf die gesundheitlichen Gefahren und Risiken der Luftverschmutzung hinweisen“, so Wenker. Entsprechende Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, sei Sache von Gesellschaft und Politik.

dpa

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