Schweden: Weniger Todesfälle an Prostatakrebs seit Einführung des PSA

Umeå – In schwedischen Bezirken, in denen es nach der Einführung des PSA-Tests in den 1990er Jahren zu einer deutlichen Zunahme von diagnostizierten Prostatakarzinomem gekommen ist, sind in der Folge weniger Menschen am metastasierten Prostatakarzinom gestorben. Dies geht aus einer Untersuchung im Journal of the National Cancer Institute (JNCI 2014; doi: 10.1093/jnci/dju026) hervor.
In Schweden, das zu den Ländern mit der höchsten Inzidenz des Prostatakarzinoms gehört, ist der PSA-Test niemals landesweit als Screening eingeführt worden. Der Test war jedoch seit Anfang der 1990er Jahre verfügbar. Er wurde in den einzelnen Regionen des Landes unterschiedlich stark nachgefragt, was Håkan Jonsson von der Universität Umeå an dem unterschiedlichen Anstieg der Diagnosen erkennt, zu dem es in den 1990er Jahren in den einzelnen Regionen des Landes gekommen ist.
Der Epidemiologe hat das Land in Hoch-, Intermediär- und Niedriginzidenzregionen aufgeteilt und dann die Zahl der Todesfälle am metastasierten Prostatakarzinom verglichen. Seinen Berechnungen zufolge ist es in den Hoch-Inzidenzregionen im Jahrzehnt zwischen 2000 und 2009 zu einem Rückgang der krebsspezifischen Todesfälle um 19 Prozent gekommen (Rate Ratio 0,81; 0,73-0,90).
Die Zahl der Gesamttodesfälle unter den Patienten mit Prostatakrebs ist sogar um 26 Prozent gesunken (Rate Ratio 0,74; 0,64-0,86). Die Zahl der Erkrankungen am metastasierten Prostatakrebs ging um 15 Prozent zurück (Rate Ratio 0,85; 0,79-0,92).
Die Untersuchung nutzt die unterschiedliche Akzeptanz des umstrittenen PSA-Tests quasi als ein „natürliches Experiment“, um seine Auswirkungen auf den Ausgang der Erkrankung zu untersuchen. Schweden liefert für epidemiologische Untersuchungen dieser Art perfekte Voraussetzungen, da fast alle Erkrankungen des Landes sowie der Ausgang in den Patientenregistern erfasst werden.
Die Untersuchung bleibt jedoch anfällig für Verzerrungen, die sich beispielsweise daraus ergeben, dass Menschen, die sich für den PSA-Test interessieren im Allgemeinen gesünder leben und häufiger den Arzt aufsuchen als jene, denen nicht an einer Krebsfrüherkennung gelegen ist.
Die Ergebnisse von Jonsson stimmen frappant mit den Resultaten einer randomisierten Studie überein: Die European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) hatte für einen ähnlichen Nachbeobachtungszeitraum von 11 Jahren eine Reduktion der prostatakrebsspezifischen Sterblichkeit um 21 Prozent ermittelt (NEJM 2012; 366:981-990), während eine US-Studie, der Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian cancer screening trial (PLCO), nach 13 Jahren keinen Vorteil belegen konnte (JNCI 2012; 104: 125–132).
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