Selen nur auf ärztlichen Rat einnehmen
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät, das Spurenelement Selen nicht leichtfertig, sondern nur nach ärztlicher Beratung einzunehmen. „Ein Selenmangel ist – ähnlich wie ein Vitamin-D-Mangel – in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung gebracht worden“, berichtet Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.
Dazu zählten Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit bei Männern, Gemütsschwankungen, Alzheimer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und entzündliche Gelenkerkrankungen. „Einen Beleg, dass die Einnahme von Selen diese Erkrankungen verhindern oder bessern kann, gab und gibt es nicht“, so Schatz. Menschen nehmen Selen über die Nahrung auf – Fleisch, Meeresfrüchte, Fisch sowie Milch- und Getreideprodukte sind reich an Selen.
Die DGE weist auf eine aktuelle Meta-Analyse der Cochrane-Institution über zwölf randomisierte, kontrollierte Studien mit zusammen annähernd 20.000 Teilnehmern hin (doi 10.1002/14651858.CD009671.pub2). Diese ergab keinen vorbeugenden Effekt einer Selengabe für Herzerkrankungen.
„In mit Selen gut versorgten Regionen der Erde wie in den USA oder auch bei uns, ist eine Selenzufuhr zur kardiovaskulären Prävention offenbar ohne Effekt“, so Schatz. Eine weitere Studie habe dagegen gezeigt, dass unter Selengabe das Risiko für Diabetes Typ 2 bis auf das Dreifache steigen könne (Lancet 2012; 379: 1256–68).
„Gesunde Menschen benötigen keine Selenpräparate“, so das Fazit des DGE-Mediensprechers. Eine Einnahme ohne Grund könnte sogar schädlich sein. Zu viel Selen könne eine Selenvergiftung bewirken, die „Selenose“ mit Magendarmbeschwerden, Haarausfall, Nagelveränderungen, Abgeschlagenheit, Reizbarkeit und Nervenirritationen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: