Sepsis weiterhin oft unterschätzt

Jena – Die Blutvergiftung spielt im Bewusstsein der Bevölkerung nach wie vor kaum eine Rolle. „Dabei kann allein schon das Wissen über die dramatischen Vorgänge im Körper bei einer Sepsis viele Menschenleben retten“, erklärte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) im Vorfeld des zweiten Welt-Sepsis-Tages am 13. September.
„Jede offene Wunde ist ein Eintrittstor für Bakterien, Viren und manchmal auch Pilze“, warnte Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum der RWTH Aachen und Sektionssprecher der DIVI im Bereich Systemische Inflammation und Sepsis. Weltweit stirbt laut der Fachgesellschaft alle vier Sekunden ein Mensch an einer Sepsis, in Deutschland seien es 60.000 Menschen jährlich.
Die größte Gefahr einer Sepsis lauert laut der DIVI bei einer Lungenentzündung, gefolgt von Infektionen im Bauchraum und im Harnwegsbereich. Aber auch bei Verbrennungen, nach Autounfällen oder jeder anderen offenen Verletzung könne die Krankheit ausbrechen.
„Die typischen Symptome sind Fieber, meist mit Schüttelfrost, schnellerer Herzschlag, Hitzewallungen, allgemeine Schwäche und Verwirrung“, sagte der DIVI-Experte. Wer unter diesen Symptomen leide, sollte schnellstens einen Arzt aufsuchen.
Dieser versuche mit Antibiotika die Infektion einzudämmen und zu bekämpfen. Da der Körper viel Flüssigkeit verliere, müsse diese durch Infusionen ersetzt werden. Zur Stabilisierung des Kreislaufs kämen außerdem dem Adrenalin verwandte Medikamente zum Einsatz. „Wir wissen mittlerweile ziemlich genau, was bei einer Sepsis passiert – warum es aber überhaupt dazu kommt, ist noch nicht hinreichend geklärt“, sagt so Marx. Deshalb sei die Behandlung nach wie vor ein Wettlauf gegen die Zeit.
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