Sozial benachteiligte Männer seltener unzufrieden mit Übergewicht

Jena – Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen sind adipöse Männer mit niedrigem Sozialstatus seltener unzufrieden mit dem eigenen Gewicht. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie (DGMP) aufgrund einer aktuellen Studie zweier Wissenschaftler von der Medizinischen Hochschule Hannover und des Helmholtz Zentrums München hingewiesen, die in der Fachzeitschrift BMC Public Health veröffentlicht wurde (BMC Public Health 2012; 12:342)
Die Wissenschaftler analysierten Daten von 4.186 Frauen und Männern, die an einer Studie der Kooperativen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) teilgenommen hatten. Es lagen neben Angaben zur Bildung, zum Einkommen und zum Berufsstatus der Teilnehmer objektive Messungen von Körpergewicht und -größe sowie Angaben zu der Frage vor, ob sie zufrieden oder unzufrieden mit ihrem Körpergewicht waren.
Die Forscher fanden laut DGMP heraus, dass übergewichtige Personen in sozial besser gestellten Gruppen häufiger mit ihrem Gewicht unzufrieden sind. Dies gilt allerdings nur für Männer: So waren von den adipösen Männern mit den günstigsten sozialen Bedingungen 78 Prozent mit ihrem Gewicht unzufrieden, in der Gruppe mit ungünstigstem Sozialstatus nur 47 Prozent. Demgegenüber spielt bei Frauen der soziale Status für diesen Aspekt des Körpererlebens keine bedeutsame Rolle.
„Diese Befunde legen für Männer die Hypothese nahe, dass höherer Sozialstatus mit engeren Standards akzeptablen Gewichts einhergeht“, so die Wissenschaftler. Für Frauen dagegen scheine das „Schlankheitsideal“ in allen sozialen Gruppen zu gelten. „Möglicherweise trägt das beschriebene Muster auch dazu bei, dass Männer aus unteren Bildungsgruppen das höchste Risiko haben, keinen Sport zu treiben“, vermuteten die Wissenschaftler.
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