Spanien außer Kanaren nun Coronarisikogebiet

Madrid – Das Urlaubsland Spanien gilt – mit Ausnahme der Kanarischen Inseln – für das Coronakrisenmanagement in Deutschland nun als Risikogebiet wegen hoher Infektionszahlen. Das entschieden die beteiligten Bundesministerien, wie es heute aus Regierungskreisen hieß.
Auch Mallorca ist davon betroffen. Zuvor hatte die Bild darüber berichtet. Die Einstufung als Risikogebiet bedeutet, dass für heimkehrende Urlauber eine Testpflicht auf das Coronavirus greift. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in Quarantäne begeben.
Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben hat. Welche Länder als Risikogebiete gelten, geht aus einer Liste des bundeseigenen Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor, die fortlaufend aktualisiert wird.
Sie umfasst derzeit etwa 130 Staaten von Ägypten über Russland bis zu den USA. In Spanien standen bereits die Regionen Aragón, Navarra, das Baskenland, Katalonien und die Hauptstadt Madrid auf der Liste. Mit der Ausweitung sind künftig auch die Balearen mit der Ferieninsel Mallorca davon umfasst.
Für Rückkehrer aus Coronarisikogebieten gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie lassen sich schon im Urlaubsland in den 48 Stunden vor der Abreise testen. Dann müssen sie den Test aber selbst bezahlen. Oder sie lassen sich bis zu drei Tage nach der Rückkehr in Deutschland testen. Das ist dann kostenlos. In häuslicher Quarantäne muss man so lange bleiben, bis das Testergebnis da ist. In der Regel dauert das laut Gesundheitsministerium 24 bis 48 Stunden.
Aus der EU stehen aktuell auch Luxemburg, die belgische Provinz Antwerpen sowie Teile Rumäniens und Bulgariens auf der Liste der Risikogebiete. Diese Einstufung ist nicht gleichbedeutend mit Reisewarnungen, die das Auswärtige Amt für Länder ausspricht.
Eine Reisewarnung ist zwar kein Reiseverbot, aber die abschreckende Wirkung ist beabsichtigt. Bisher gibt es für Spanien schon Reisewarnungen für die Hauptstadt Madrid, Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona und die Strände der Costa Brava sowie für das spanische Baskenland und die Regionen Navarra und Aragón.
Spanien ergreift Maßnahmen
Angesichts steigender Coronazahlen hat Spanien selbst wieder drastische Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie getroffen. Das Nachtleben werde landesweit unterbunden, das Rauchen im öffentlichen Raum verboten, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann, und Alkohol dürfe nicht mehr im Freien getrunken werden, sagte Gesundheitsminister Salvador Illa heute nach einer Krisensitzung mit den Vertretern der Regionen in Madrid.
Zudem werde die Bevölkerung dringend aufgerufen, sich nicht mit Menschen zu treffen, die nicht in ihrem Haushalt leben. Private Feiern und andere Treffen sollten zudem auf eine Teilnehmerzahl von höchstens zehn Personen beschränkt werden, betonte der Minister. In Altenheimen sollten künftig noch mehr Coronatests vorgenommen werden. Es stehe den Regionen frei, lokal strengere Regeln zu erlassen, betonte Illa.
Von vorgestern auf gestern waren binnen 24 Stunden landesweit fast 3.000 neue Infektionen mit SARS-CoV-2 registriert worden, so viele wie zuletzt im April. Allerdings wird viel mehr getestet und viele der Betroffenen haben keine oder nur milde Krankheitssymptome. Es gibt über 1.000 lokale Ausbrüche und die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt derzeit bei fast 50 je 100.000 Einwohner in sieben Tagen.
Auch auf Mallorca, der bisher beliebtesten Ferieninsel der Deutschen, werden immer mehr Coronafälle registriert. Während der vergangenen sieben Tage kletterte die Zahl der Neuinfektionen nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums von heute auf mehr als 50 je 100.000 Einwohner.
Nach offiziellen Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde gibt es zurzeit mehr als 1.500 Corona-Fälle auf den Inseln mit insgesamt etwa 1,15 Millionen Einwohnern. In den vergangenen 24 Stunden seien 264 Neuinfektionen registriert worden.
Damit wurde die Grenze von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern während der vergangenen sieben Tage überschritten. Die Regionalregierung weist jedoch darauf hin, dass viel mehr als im Frühjahr getestet werde und die meisten Betroffenen keine bis nur leichte Krankheitssymptome aufwiesen.
Im Kampf gegen SARS-CoV-2 haben zwei beliebte spanische Touristenregionen ein Rauchverbot im Freien erlassen. In Galicien und auf den Kanarischen Inseln beschlossen die Regionalregierungen, dass Raucher ihre Masken auf Straßen und Restaurantterrassen nicht mehr abnehmen dürfen, wenn der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann.
In Galicien gilt das Verbot seit gestern, auf den Kanaren ab heute. Weitere Regionen könnten folgen. Galiciens Regierungschef Alberto Nunez Feijoo begründete das wohl erste Corona-bedingte Rauchverbot Europas damit, dass Experten ihn vor der Infektionsgefahr durch das Rauchen ohne Abstandsregeln gewarnt hätten.
Auf den Kanarischen Inseln soll das Verbot nach Angaben der örtlichen Behörden heute zeitgleich mit einer allgemeinen Maskenpflicht an öffentlichen Orten in Kraft treten. Die Kanaren waren bisher die einzige Region im dezentral regierten Spanien, in der keine Maskenpflicht galt.
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