SPD-Praxistage: 5 Fragen an Björn Böhning

Berlin – Die SPD will ihr Konzept der Praxistage in verschiedenen Bereichen fortsetzen. Das teilte die Pressestelle im Anschluss an die vor kurzem veranstalteten Praxistage im Gesundheitswesen mit.
„Wir wollen mit den wirklichen Experten ins Gespräch kommen: Den Menschen, die in den Bereichen Pflege und Gesundheit arbeiten.“ Mit diesen Worten hatte der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel vor kurzem eine Aktion seiner Partei angekündigt: Circa 200 SPD-Politiker nutzten bundesweit zwischen Ende Februar und Anfang März die Gelegenheit, eine Gesundheits- und Pflegeeinrichtung zu besuchen, sich dort zu informieren, teilweise mitzuarbeiten.
Björn Böhning (32), Mitglied des SPD-Parteivorstands und Berater des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, hat sich an der Aktion Praxistage beteiligt.
Böhning verbrachte seinen Praxistag im Urban-Krankenhaus in Berlin-Kreuzberg. „Ich habe sehr motivierte Leute getroffen und deren täglichen Nahkampf, wenn man das so sagen kann, erlebt“, sagte Böhning im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt.
DÄ: Wie ist Ihr Praxistag im Krankenhaus verlaufen?
Böhning: Ich war entgegen der ursprünglichen Planung dann doch fast die ganze Zeit auf der Neurologie und durchaus auch mit schwereren Fällen konfrontiert. Man erkennt schon, dass Ärzte und Pflegekräfte versuchen, mit den Patienten zu arbeiten und die besten Bedingungen zu schaffen. Aber auf der anderen Seite sind da die finanziellen Rahmenbedingungen und vor allem die vielen Dokumentationspflichten, die die Arbeit am Menschen immer schwerer machen.
DÄ: Haben Ihnen Ärzte und Pfleger erläutert, wie ihre finanziellen Begrenzungen konkret aussehen? Geht das überhaupt an einem knappen Tag?
Böhning: Das größte Problem scheint zu sein, dass mindestens ein Drittel der Arbeitszeit für Dokumentationspflichten draufgeht, Zeit, die natürlich an anderer Stelle fehlt. Man bekommt auch an einem Tag schon mit, wie wenig Zeit alle im Grunde für den Patienten haben, auch, weil lange Gespräche schlicht nicht bezahlt werden.
DÄ: Was hat Ihnen am besten gefallen?
Böhning: Das Urban-Krankenhaus ist ja ein sehr multikulturelles Krankenhaus, dort sind viele Patienten mit Migrationshintergrund. Mir hat der Umgang der Pflegekräfte mit den Familien, die zum Krankenbesuch dort waren, gefallen. Ganze Familien kommen zu Besuch, bringen Essen mit, und die Pfleger gehen ganz locker mit der Situation um. Vielleicht auch, weil so für eine Betreuung gesorgt wird, die sie selbst gar nicht leisten können und wollen.
Beeindruckend fand ich auch, welch einem quasi protokollarischen Ablauf die medizinische Behandlung so folgt. Das ist schon höchst professionell, wie auf so einer Station gearbeitet wird.
DÄ: Was war am schwersten für Sie auf der Neurologie?
Böhning: Patienten zu erleben, die auch mit sozialen Problemen zu kämpfen haben und bei denen vermutlich eine klinische Behandlung allein nicht für ausreichende Linderung sorgen kann. Da ist viel Betreuungsarbeit und Unterstützung auch nach dem Klinikaufenthalt nötig.
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