Sport schadet schmerzenden Kniegelenken nicht
Joggen, Schwimmen, Radfahren, Tennis, Aerobics oder Skifahren. Das bekommt meinen Knien nicht mehr. Die meisten Menschen, die mit Mitte 50 unter Knieschmerzen leiden, neigen dazu, sich zu schonen, auch wenn ihre Gelenke noch keine radiologisch sichtbaren Schäden aufweisen. Eine Langzeituntersuchung zeigt jedoch, dass Menschen mit einem hohen Risiko auf eine Knie-Arthrose sich sportlich betätigen können – und sollten.
Die Osteoarthritis Initiative hat in 4 US-Städten 1.194 Personen, die über Knieprobleme klagten, über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren nachbeobachtet. Die Teilnehmer litten häufiger unter Kniebeschwerden (an den meisten Tagen während einem der letzten 12 Monate), und viele waren adipös. Einige hatten schon einmal eine Knieverletzung oder -operation gehabt. Andere waren familiär vorbelastet (Geschwister oder Eltern mit künstlichem Kniegelenk). Andere hatten Heberden-Knoten an den Fingern, was auf eine genetische Prädisposition hinweist.
Bei allen Teilnehmern waren die Gelenke jedoch radiologisch ohne Befund (Kellgren-Lawrence-Score 0), und sie litten nicht unter rheumatischen Erkrankungen und waren zu Beginn der Studie noch mobil. Aus ärztlicher Sicht sprach deshalb nichts gegen sportliche Aktivitäten wie Joggen, Schwimmen, Radfahren, Tennis, Aerobics oder Skifahren, auch wenn diese die Kniegelenke belasten.
Da das Knie ein sehnen- und muskelgeführtes Gelenk ist, kann Sport, solange dabei Verletzungen vermieden werden, dem Gelenk im Prinzip nur nutzen. Dies zeigte sich auch in der Nachbeobachtung. Die Hälfte der Teilnehmer, die sich der Schonung der Kniegelenke verschrieben hatten, entwickelte zu 15,5 % innerhalb der nächsten 8,9 Jahre eine radiologisch sichtbare Gonarthrose.
Von den weniger als 10 % der Teilnehmer, die sportlich aktiv geblieben waren und ihre Aktivitäten trotz gelegentlicher Kniebeschwerden noch gesteigert hatten, erkrankten 12,6 % an einer Gonarthrose.
Noch besser dran waren die Personen, die anfangs kaum Sport trieben, es dann am Ende doch auf 2 Stunden die Woche brachten. Von Ihnen erkannten nur 10,7 % an einer Gonarthrose. Von den Teilnehmern, die anfangs noch fast 6 Stunden in der Woche sportlich aktiv waren, im Verlauf der Zeit die Aktivität jedoch langsam auf 2 Stunden beschränkten, erkranken nur 9,3 %. Man sollte es deshalb im Alter nicht übertreiben und vor allem Verletzungen des Knies vermeiden. Eine grundsätzliche Schonung des Kniegelenks dürfte jedoch der falsche Weg sein.
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