Stärkerer Kampf gegen Heuschreckenplage angemahnt

Berlin – Angesichts der sich ausbreitenden Heuschreckenplage in Ostafrika hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen zu mehr Engagement aufgefordert. „Die FAO muss den Kampf gegen die Heuschreckenplage verstärken“, sagte der CSU-Politiker in Berlin. „Sie muss jetzt entschlossen handeln, um eine Ausbreitung der Schwärme zu verhindern.“
Deutschland hat der FAO bereits 20 Millionen Euro für humanitäre Maßnahmen zur Verfügung gestellt. Zudem unterstützt Deutschland auch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). „Ich war selbst gerade erst im Sudan. Wir unterstützen dort das Welternährungsprogramm in diesem Jahr mit weiteren sechs Millionen Euro und tragen so zur Ernährungssicherung bei“, so Müller.
Der Bundesentwicklungsminister betonte, die Heuschreckenplage dürfe nicht zu einer neuen Hungersnot und Vertreibung führen. „Die Menschen brauchen Lebensmittel, Saatgut und Viehfutter, um ihr Überleben sichern zu können“, sagte er. Die FAO bezeichnet die Situation in Afrika als „extrem alarmierend“. In Staaten wie Kenia und Somalia formierten sich neue Schwärme. Betroffen sind den Angaben zufolge in Afrika auch Äthiopien, Uganda, der Kongo, der Sudan, der Südsudan und Eritrea.
„Die Heuschreckenplage wird total unterschätzt. Das ist die größte Plage seit Jahrzehnten, manche sagen sogar seit Menschengedenken“, betonte Müller. Es gebe Schätzungen der FAO, dass bereits 500.000 Hektar Land betroffen seien, die kahl gefressen würden und nicht mehr bewirtschaftbar seien. „Das Dramatische ist die Voraussage, dass die Schwärme noch zwanzig Mal größer werden können. Die Folge ist: Es fehlt an Lebensmitteln, an Viehfutter und es gibt Hunger, Not und Elend.“
Auch die deutsche Welthungerhilfe warnt vor gravierenden Folgen der Heuschreckenplage in Afrika. „Die Sorge ist, dass die Entwicklungsarbeit von Jahren in einem oder zwei Jahren Heuschreckenplage zunichte gemacht werden“, sagte deren Präsidentin Marlehn Thieme. „Ob die Vorbereitungen ausreichen, den Worst-Case tatsächlich zu bewältigen, das muss man bezweifeln.“
Zum schlimmsten möglichen Fall für das stark betroffene Kenia sagte Thieme: „Der Worst -Case wäre, dass sich die Heuschreckenschwärme in den fruchtbaren Teilen Kenias einnisten und dort zumindest für zwei, drei Jahre ihr Unwesen weiter treiben.“ Erst dann wären nach Thiemes Einschätzung genug Pestizide und Herbizide versprüht worden, um der Plage Herr zu werden.
„Aber die Kosten werden immens sein. Und in der Zeit wird man große Teile Kenias, die von Mangel- oder Fehlernährung bis hin zu Hunger betroffen sind, mit internationaler Hilfe versorgen müssen.“
Im Moment gibt es dafür laut Thieme ausreichend Lebensmittelvorräte. „Wir alle wissen, dass es genug zu essen für alle Menschen auf dieser Welt gibt. Das gilt auch für Reserven für solche Notfälle. Aber wir wissen auch, dass diese Reserven von Jahr zu Jahr schwanken. Im Moment sieht es aber gut aus.“ Viel werde jedoch davon abhängen, wie die nächsten Ernten in anderen Ländern aussehen werden.
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