Medizin

Steroid schwächt Cannabis-Wirkung im Gehirn

  • Freitag, 3. Januar 2014
Uploaded: 03.01.2014 19:15:25 by mis
dpa

Bordeaux – Pregnenolon, ein Zwischenprodukt in der Synthese von Steroiden, kann im Gehirn die Wirkung des Cannabis-Wirkstoffs THC abschwächen. Die Forschungs­ergebnisse in Science (2014; 343: 94-98) könnten zur Entwicklung eines neuen Antidots der Cannabisdroge führen. Tetrahydrocannabinol, der psychoaktive Wirkstoff von Cannabis, wirkt im Gehirn als Agonist auf den Cannabinoid-Rezeptor CB1.

Dies führt nicht nur zu dem von Konsumenten erhofften Zustand aus Entspannung, Euphorie und Wahrnehmungsstörungen. Es kommt auch zu Gedächtnis- und Motivationsstörungen. Bei einem häufigen Konsum ist nach Einschätzungen von Suchtforschern auch eine Abhängigkeit möglich.

Bislang fehlt ein Antidot, dass die psychoaktiven Wirkungen der Droge aufheben kann. Ein Team um Pier Vincenzo Piazza und Giovanni Marsicano vom französischen Forschungsinstitut INSERM „Neurocentre Magendie“ in Bordeaux hat kürzlich entdeckt, dass Pregnenolon die Wirkung von THC am Cannabinoid-Rezeptor CB1 abschwächen kann.

Das Zwischenprodukt in der Synthese von Steroiden wird physiologischerweise von den Hirnzellen nach einer Stimulierung des Cannabinoid-Rezeptor CB1 durch THC vermehrt synthetisiert. Piazza und Marsicano vermuten, dass dies ein Schutzmechanismus des Gehirns gegen eine Überstimulierung des Rezeptors ist (dessen genaue Funktion im Körper nach wie vor nicht genau bekannt ist).

THC führt bei Mäusen zu verlangsamten Bewegungen, Hypothermie, Katalepsie und Analgesie. Die subkutane Injektion von Pregnenolon konnte diese „Cannabinoid Tetrade“ bei den Tieren deutlich abschwächen. Die Hemmung der Pregnenolon-Synthese durch Aminogluthetimid stellte die Wirkung von THC wieder her. Die Forscher schließen daraus, dass Pregnenolon ein mögliches Antidot von THC ist.

Pregnenolon selbst kommt als Antidot für THC vermutlich nicht infrage, da es oral nicht verfügbar ist und nach subkutaner Gabe im Körper schnell abgebaut wird. Da es ein Zwischenprodukt in der Steroidsynthese ist, müsste mit zahlreichen Nebenwirkungen gerechnet werden. Die Forscher haben allerdings bereits mit der Synthese von ähnlichen Substanzen begonnen, die eine längere Wirkungsdauer haben und in Tablettenform eingenommen werden können.

rme

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