Stroke Units in den meisten Regionen gut erreichbar
Berlin – An welchen Klinikstandorten werden Schlaganfälle behandelt? Wie viel Fahrzeit benötigen Patienten bis zur nächsten Klinik mit oder ohne Stroke Unit? Wie würden sich die Fahrzeiten verändern, wenn alle Schlaganfälle ausschließlich zu Klinikstandorten mit Stroke Units gefahren werden würden?
Diese Fragen versucht eine neue Analyse des Science Media Center (SMC) zu beantworten. Die Daten beruhen auf den Qualitätsberichten der Krankenhäuser aus dem Jahr 2022.
Wie die Berechnungen zeigen, könnte der überwiegende Teil der Schlaganfälle entsprechend fachgerecht in Zentren oder Einrichtungen mit Stroke Unit behandelt werden, ohne dass sich die Fahrzeit relevant verlängern würde. 94 Prozent der Bevölkerung würden der Untersuchung zufolge Krankenhäuser mit Stroke Units innerhalb von 30 Minuten erreichen.

„Für die restlichen knapp sechs Prozent der Bevölkerung, die über 30 Minuten fahren würden, müssten spezielle Versorgungskonzepte wie etwa die Luftrettung oder telemedizinische Netzwerke greifen“, schlägt das SMC vor. Dies betreffe etwa fünf Millionen Menschen.
Wenn die Bevölkerung nur an Standorten mit Stroke Unit bei Schlaganfällen versorgt werden würde, liege die durchschnittliche Fahrzeit etwa 14 Minuten, hat das SMC weiter berechnet.
Wenn man alle Standorte berücksichtigt, die derzeit Schlaganfälle versorgen, liegt die durchschnittliche Fahrzeit darunter (rund 9,5 Minuten).
In diesem Szenario benötigten knapp eine halbe Million Menschen länger als 30 Minuten bis zu einem Klinikstandort, der Schlaganfälle versorgt.
„Sie landen aber wahrscheinlicher in einer Klinik, die Schlaganfälle nicht so gut wie eine Stroke Unit behandeln kann“, heißt es in dem Report.
Betroffen von langen Fahrtzeiten (mehr als 50 Minuten) wären vor allem einige Landkreise im nördlichen Sachsen-Anhalt, in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, aber auch in einigen Teilen Brandenburgs.
Die Ost- und Nordseeküste ist teilweise nur schlecht abgedeckt. Weiter sind ländliche Regionen im östlichen Nordrhein-Westfalen, im zentralen Rheinland-Pfalz oder im östlichen Sachsen betroffen.

Eine relativ gute Erreichbarkeit gibt es demnach in den Flächenländern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen.
Keine Erreichbarkeitsprobleme gibt es zudem in Ballungszentren und Städten wie etwa Köln oder Berlin. Dort beträgt die Fahrzeit mit dem Pkw weniger als zehn Minuten bis zu einem Klinikstandort mit Stroke Unit.
Derzeit wird nach Berechnungen der Regierungskommission Krankenhaus jeder vierte Schlaganfallpatient in einer Klinik versorgt, die über keine Stroke Unit verfügt.
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 335.410 Fälle in 1.377 Kliniken behandelt, schreibt die Kommission in ihrer fünften Stellungnahme zur Verbesserung von Qualität und Sicherheit der Gesundheitsversorgung.
Standorte ohne Stroke Unit (1.049 Kliniken) behandelten im Durchschnitt 74,2 Patientinnen und Patienten pro Jahr (1,4 pro Woche) und haben einen Anteil an 23,2 Prozent der gesamten Schlaganfall-Fälle in Deutschland.
Stroke-Unit-Standorte (328 Kliniken) behandelten zehn Mal so viele (785,3 pro Jahr im Durchschnitt, beziehungsweise 15 pro Woche) und behandelten etwa 76,8 Prozent der Patienten.
Die Versorgung von Schlaganfällen in Stroke Units verspricht eine bessere Behandlungsqualität durch eine bessere Ausstattung von Technik und Personal.
Die geplante Krankenhausreform sieht unter anderem vor, dass Behandlungen nur noch in Kliniken durchgeführt werden, die dafür auch entsprechend ausgerüstet sind.
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