Studie: Ärzte sind verträglich und gewissenhaft, aber auch neurotisch

Ottawa – Ärzte sind offenbar verträglicher und gewissenhafter, aber auch neurotischer als ihre Patienten. Sie neigen zudem zu einer eher externalen Kontrollüberzeugung. Das zeigt eine Studie aus Australien, deren Ergebnisse jetzt in BMJ Open veröffentlicht wurden (2023; DOI: 10.1136/bmjopen-2022-069850).
„Die nicht kognitiven Fähigkeiten von Ärztinnen und Ärzten, wie etwa die Persönlichkeit, können die Effektivität von Behandlungsmaßnahmen und über die Arzt-Patienten-Beziehung auch die Versorgungsqualität mitbestimmen“, schreiben Mehdi Ammi von der School of Public Policy and Administration an der Carleton University, Ottawa, Kanada, und seine Kollegen.
Befragt wurden zum einen 23.358 Frauen und Männer aus der australischen Allgemeinbevölkerung, darunter 18.707 Patienten. Zum anderen fand eine Befragung von 19.351 Ärztinnen und Ärzten statt, darunter 5.844 Allgemeinmediziner und 5.021 Fachärzte unterschiedlicher Disziplinen.
Analysiert wurden die Big Five der Persönlichkeit
Das Team um Ammi untersuchte die Big Five der Persönlichkeitsmerkmale – Aufgeschlossenheit, Gewissenhaftigkeit, Extroversion, Verträglichkeit und Neurotizismus – sowie die Kontrollüberzeugung.
Es stellte sich heraus, dass Ärzte signifikant verträglicher, gewissenhafter, extrovertierter und neurotischer sind als Patienten oder die Allgemeinbevölkerung. Patienten erwiesen sich dagegen als aufgeschlossener als Ärzte.
Die Forschungsgruppe stellte darüber hinaus fest, dass Ärzte signifikant häufiger eine externale Kontrollüberzeugung haben als die Allgemeinbevölkerung, sich dabei aber nicht von Patienten unterscheiden. Menschen mit externaler Kontrollüberzeugung nehmen Ereignisse eher als vom eigenen Verhalten unabhängig wahr, sprich als der eigenen Kontrolle entzogen.
Fachgruppen unterschieden sich kaum voneinander
Persönlichkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Arztgruppen waren dagegen kaum vorhanden. Es zeigte sich nur ein höheres Niveau an Verträglichkeit bei den Allgemeinmedizinern im Vergleich zu den Fachärzten.
Die anderen 4 Persönlichkeitsmerkmale und auch die Kontrollüberzeugung unterschieden sich nicht zwischen den Disziplinen.
„Ärzte scheinen sich hinsichtlich ihrer Persönlichkeit eher zu gleichen“, schreiben die Autoren. „aber offenbar unterscheiden sich verschiedene Persönlichkeitsmerkmale zwischen Ärzten, Patienten und der Allgemeinbevölkerung. Sich dieser Unterschiede bewusst zu sein, könnte die Arzt-Patienten-Kommunikation verbessern und es Patienten erleichtern, Behandlungsempfehlungen zu verstehen und umzusetzen“, schreiben die Autorinnen und Autoren.
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