Studie: Antibiotika in der Schwangerschaft könnten Fehlbildungen auslösen

Montreal – Die Verordnung einiger Antibiotika, die bislang nicht als teratogen eingestuft werden, war in einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie im British Journal of Clinical Pharmacology (2017; doi: 10.1111/bcp.13364) mit einem erhöhten Risiko von Fehlbildungen verbunden.
Da an Schwangeren grundsätzlich keine randomisierten Studien durchgeführt werden, sind epidemiologische Studien eine wichtige Quelle, um Hinweise über eine teratogene Wirkung von Arzneimitteln zu erhalten. Eine solche Untersuchung ist die „Quebec Pregnancy Cohort“, die seit 1998 Daten zur Arzneimittelverordnung an Schwangere sammelt.
Da Quebec seinen Einwohnern eine staatliche Krankenversorgung (einschließlich Medikamente) anbietet, werden fast alle Schwangerschaften (und die zu dieser Zeit erfolgten Arzneimittelverordnungen) des Landes erfasst. Für den Zeitraum von 1998 bis 2008 konnte ein Team um Anick Bérard von der Universität Montreal die Daten von insgesamt 139.938 Lebendgeborenen und ihrer Mütter auswerten. Die Forscher stellten die Exposition im ersten Trimenon mit der Diagnose von schweren Fehlbildungen in Beziehung.
Dabei wurde für mehrere Antibiotika ein „Signal“ gefunden. Für Clindamycin wurde eine adjustierte Odds Ratio von 1,34 für die Entwicklung von schweren Fehlbildungen entdeckt, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,02 bis 1,77 signifikant war. Die Zahl beruht auf 60 Fällen bei exponierten Kindern. Betroffen waren Fehlbildungen des Bewegungsapparates (Odds Ratio 1,67; 1,12–2,48; 29 Fälle) sowie ventrikuläre oder atriale Septumdefekte im Herzen (Odds Ratio 1,81; 1,04-3,16, 13 Fälle).
Die Exposition mit Doxycyclin war mit einer erhöhten Rate von Fehlbildungen im Kreislaufsystem (Odds Ratio 2,38, 1,21-4,67; 9 Fälle) assoziiert. Für kardiale Fehlbildungen ermittelte Bérard eine Odds Ratio von 2,46 (1,21-4,99; 8 Fälle) und für Septumdefekte eine Odds Ratio von 3,19 (1,57-6,48; 8 Fälle).
Zusätzliche Assoziationen wurden für Chinolone, Moxifloxacin, Ofloxacin, Makrolid, Erythromycin und Phenoxymethylpenicillin ermittelt, die jedoch jeweils nur auf einem Fall beruhten. Für Amoxicillin, Nitrofurantoin oder Cephalosporine wurde kein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko gefunden.
Die Ergebnisse sind kein Beweis für eine teratogene Wirkung, die für die einzelnen Substanzen in tierexperimentellen Studien nicht ausgelöst werden konnten. Bérard rät dennoch zur Vorsicht. Insbesondere Chinolon-Antibiotika sollten seiner Ansicht nach in der Schwangerschaft vermieden werden.
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