Politik

Studie: Das Prinzip „Demenzstation“ funktioniert

  • Dienstag, 28. November 2017
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Köln/Linnich – Demenzpatienten, die wegen einer somatischen Erkrankung in die Klinik müssen, reagieren auf die ungewohnte Umgebung und die fremden Abläufe und Personen dort oft mit Unruhe, Aggression, Orientierungslosigkeit und Verwirrtheit. Eine Evaluationsstudie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP) zeigt jetzt, dass eine spezielle demenzsensible Versorgung dies verhindern kann.

Über einen Zeitraum von drei Jahren begleiteten die Forscher die Versorgung von 400 Patienten auf der „Station Silvia“ im Malteser Krankenhaus St. Hildegardis in Köln. Mobilität, geistige Fähigkeiten und die Alltagskompetenz der Patienten verbesserten sich während des Aufenthaltes dort deutlich. „Die Ergebnisse sind für alle Kliniken interessant, und das Konzept setzt Maßstäbe“, resümierte der stellvertretender Vorstandsvorsitzende des DIP, Michael Isfort.

Station Silvia

Die Station Silvia ist eigens auf die Bedürfnisse von demenziell erkrankten Patienten zugeschnitten. Sie ist übersichtlich gestaltet und bietet mit einer Küche und einem Tages- und Speiseraum eine Art familiären Zusammenlebens, das nicht einer normalen Krankenhausstation entspricht. Ärzteschaft, Pflegepersonal und Therapeuten der Station Silvia haben sich auf die besonderen Bedürfnisse der Patientengruppe einge­stellt und den Arbeitsablauf des auf Effizienz gerichteten Krankenhausbetriebs an die Patienten angepasst.

Regina Schmidt-Zadel, Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen, lobte das Konzept: „Das Malteser Krankenhaus St. Hildegardis hat seine Beschäftigten zu Experten zum Thema Demenz geschult und fördert innerhalb des Krankenhauses eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller verantwortlichen Kräfte.“

Eine Demenzstation hat sich auch im St.-Josef-Krankenhauses in Linnich bewährt. Die Klinik hat diese Station seit 2008 aufgebaut. Daraus ist eine interdisziplinäre chirur­gisch-internistische Station mit 18 Betten entstanden. Die somatischen Hauptdiagno­sen sind neben sturzbedingten Frakturen Herzinsuffizienz und Infektionserkrankungen, besonders Harnwegsinfekte. Geeignete Patienten kommen aus der Aufnahme auf die Demenzstation. „Das bedeutet eine gewaltige Entlastung für die Normalstationen, die mit den Demenzpatienten überfordert wären“, erläuterte Grit-Alexandra Böckler, Ober­ärztin in der Inneren Medizin in Linnich, im vergangenen Jahr dem Deutschen Ärzte­blatt

Die Ärzte in Linnich und die Malteser fordern jetzt, diesen Fortschritt in der Versorgung und Behandlung von Menschen mit Demenz durch eine adäquate Finanzierung flächen­deckend zu ermöglichen. „Akut erkrankte Menschen mit einer Demenz können im Krankenhaus so versorgt werden, dass sie gestärkt wieder entlassen werden. Jetzt sind die Politik und die Kostenträger gefragt, die Refinanzierung sicherzustellen. Aktuell ist dies nur durch Eigenmittel möglich. Unter der gegebenen Krankenhaus­finanzierung ist das für die meisten Häuser nicht zu leisten“, sagte der Geschäftsführer der Malteser Deutschland, Franz Graf von Harnoncourt.

hil

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