Studie: Deutsche Ärzte hinken beim elektronischen Austausch von Patientendaten hinterher

Kronberg – 93 Prozent der Ärzte in Deutschland nutzen die elektronische Krankenakte, aber nur drei Prozent der Ärzte tauschen regelmäßig klinische Daten mit anderen Gesundheitsrichtungen aus. Das ergab eine Online-Studie der Unternehmensberatung Accenture, für die 3.700 Ärzte in Deutschland und sieben weiteren Ländern (Australien, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Singapur, Spanien und USA) befragt wurden.
Fast die Hälfte der deutschen Ärzte gab dabei an, regelmäßig Healthcare-IT zu nutzen. Das sind zwölf Prozent mehr als 2011. Ein Großteil der Ärzte (59 Prozent) ist davon überzeugt, dass der Einsatz von Healthcare-IT dazu beitragen kann, unnötige Behandlungen zu vermeiden. Im internationalen Vergleich nutzen die deutschen Ärzte vor allem Anwendungen wie elektronische Notizen im Patientengespräch (77 Prozent), IT-Tools für die Verwaltung (59 Prozent) und computergestützte Behandlungsleitfäden für Diagnose- und Therapieentscheidungen (18 Prozent).
Mehr als die Hälfte der deutschen Ärzte (58 Prozent) recherchiert zudem im Internet nach medizinischen Informationen, um die Patienten gut zu beraten. 61 Prozent lesen laut Studie regelmäßig Online-Gesundheitsforen, 45 Prozent sehen sich Fachvideos im Internet an, und ebenfalls 45 Prozent haben bereits einen Beitrag auf einer Webseite oder in einem Online-Forum veröffentlicht.
Bei der Vernetzung im Gesundheitssystem zeigten sich der Umfrage zufolge jedoch erhebliche Defizite. Zwar gaben 39 Prozent der befragten deutschen Ärzte an, generell elektronischen Zugriff auf patientenbezogene Behandlungsdaten von anderen medizinischen Einrichtungen zu haben. Aber nur neun Prozent der Ärzte hierzulande erhalten regelmäßig Benachrichtigungen, wenn ein Patient in einer anderen Gesundheitseinrichtung behandelt wurde. Im weltweiten Durchschnitt aller untersuchten Länder sind es dagegen 20 Prozent.
„Hier in Deutschland verschenkt das Gesundheitswesen wertvolles Potenzial. Die Effizienz und Qualität könnten deutlich verbessert werden, wenn Ärzte die Behandlungen noch effektiver untereinander koordinieren würden“, meinte Sebastian Krolop, Geschäftsführer für die Beratung im Gesundheitswesen am deutschen Standort des Unternehmens. Würden die vorhandenen Technologien besser genutzt, könnten sowohl die Produktivität gesteigert als auch bessere Behandlungsergebnisse für die Patienten erzielt werden.
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