Studie: Elektroakupunktur hilft gegen Verstopfung
Peking – Eine intensive Elektroakupunktur mit 28 Sitzungen innerhalb von acht Wochen hat in einer großen randomisierten Studie in den Annals of Internal Medicine (2016; doi: 10.7326/M15-3118) bei Patienten mit chronischer Obstipation die Zahl der wöchentlichen Stuhlentleerungen gesteigert und die Lebensqualität verbessert.
An der Studie, die die Chinesische Akademie für traditionelle chinesische Medizin in Peking organisiert hat, nahmen an 15 Kliniken des Landes insgesamt 1.075 Patienten teil. Alle erfüllten die Rom III-Kriterien der chronischen Obstipation: Sie hatten seit mindestens drei Monaten nur zweimal pro Woche oder noch seltener Stuhlgang gehabt, ohne dass dafür eine organische Ursache erkennbar war.
Zhishun Liu und Mitarbeiter randomisierten die Teilnehmer zu gleicher Anzahl auf zwei Gruppen. Beiden Gruppen wurde eine Akupunktur der Punkte Tianshu (ST25) und Fujie (SP14) am Abdomen und Shangjuxu (ST37) am Unterschenkel angeboten. Die Nadeln wurden dabei am Abdomen 3 bis 8 Zentimeter tief bis in die Muskelschicht eingestochen. Auch am Unterschenkel wurde ein Muskel punktiert.
Nur bei der Hälfte der Patienten wurden die Nadeln allerdings an den von der traditionellen chinesischen Medizin geforderten Stellen gesetzt, in der Kontrollgruppe wurden Punkte etwas abseits der Meridiane gewählt. Ein zweiter Unterschied bestand daran, dass nur die echte Akupunktur durch elektrische Impulse unterstützt wurde. Bei der Scheinakupunktur blieb das Gerät ausgeschaltet. Vorgesehen waren 28 Sitzungen von jeweils 30 Minuten Dauer.
Primärer Endpunkt war die Zahl der kompletten Stuhlgänge pro Woche. Hier kam es unter der echten Akupunktur zu einer Zunahme um 1,76 komplette Stuhlgänge pro Woche gegenüber einer Zunahme von 0,87 Stuhlgänge pro Woche unter der Scheinakupunktur. Dies ergibt eine Differenz von 0,90 Stuhlgängen pro Woche, die aufgrund der großen Teilnehmerzahl mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,74 bis 1,10 zusätzlichen Stuhlgängen pro Woche signifikant war.
Der Effekt hielt über die Dauer der Behandlung an: Auch auch in den zwölf Wochen nach der Elektroakupunktur hatten die Teilnehmer 1,96 zusätzliche Stuhlgänge pro Woche mehr als vor der Behandlung. Nach der Scheinakupunktur waren es nur 0,89 zusätzliche Stuhlgänge pro Woche, was eine Differenz von 1,09 [0,94-1,31) ergibt.
In einem sekundären Endpunkt, dem Anteil der Patienten mit drei oder mehr wöchentlichen Stuhlgängen, waren die Vorteile etwas deutlicher. Dieses Ziel erreichten nach der Elektroakupunktur 31,3 Prozent und nach der Scheinakupunktur 12,1 Prozent der Patienten (in der Nachbeobachtungsphase sogar 37,7 versus 14,1 Prozent).
Die häufigeren Stuhlgänge verbesserten die Lebensqualität der Patienten. Im Frageboten (PAC-QOL (Patient Assessment of Constipation Quality of Life) bewerteten die Patienten die Wirkung der echten Elektroakupunktur besser als die der Scheinbehandlung. Die häufigsten Nebenwirkungen der Behandlung waren laut Liu Hämatome an der Einstichstelle, Schmerzen und Schlafstörungen.
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