Studie findet keine Belege für erhöhtes Alzheimerrisiko durch psychische Störungen
Kuopio – Psychische Störungen erhöhen das Risiko für eine Alzheimererkrankung eher nicht. Die Tatsache, dass vor der Diagnose einer Alzheimererkrankung vermehrt psychiatrische Störungen diagnostiziert werden, könnte vielmehr auf die Prodromalsymptome der Alzheimererkrankungen zurückzuführen sein. Das meinen Forscher der University of Eastern Finland. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im European Psychiatry Journal (2017; doi: 10.1016/j.eurpsy.2017.02.486).
Die Studie wurde in der MEDALZ-2005-Kohorte durchgeführt, die alle finnischen Gemeindebewohner mit klinisch verifizierter Alzheimerkrankheit Ende 2005 samt Alter, Geschlecht und Wohnort erfasste. Diese wurden mit rund 28.000 passenden Kontrollen verglichen. Die Geschichte der psychiatrischen Erkrankungen der Probanden wurde ab 1972 aus dem Entlassungsregister finnischer Krankenhäuser extrahiert. Chronische Störungen und Drogenmissbrauch wurden berücksichtigt.
Die Wissenschaftler zogen Befunde wie Depressionen oder andere psychische Erkrankungen aus den letzten fünf Jahren vor Einsetzen der Alzheimererkrankung als Risikofaktor in Betracht. Eine entsprechende Assoziation zwischen den psychiatrischen Diagnosen und der Alzheimererkrankung verschwand, als die Forscher das Zeitfenster auf zehn Jahre vor der Demenzdiagnose verlängerten. Sie schlussfolgern, dass der exponenzielle Anstieg von psychischen Erkrankungen und Symptomen darauf schließen lässt, dass einige dieser Störungen Prodromalsymptome einer Alzheimererkrankung sein könnten.
Ihre Erkenntnis unterstreicht laut der Arbeitsgruppe die Relevanz korrekter Differenzialdiagnosen einer Alzheimererkrankung. Zudem zeigten die Ergebnisse der Studie, wie wichtig es sei, bei der Bewertung von Risikofaktoren für neurodegenerative Erkrankungen adäquate Zeitfenster mit einer langen Zeitspanne zu verwenden, so die Forscher. Anderenfalls könnte übersehen werden, dass die identifizierten Risikofaktoren bereits Manifestationen der neurodegenerativen Erkrankung selbst sein könnten.
Die Wissenschaftler halten aber fest, dass die Lebenserwartung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen geringer sei als die nicht erkrankter Personen. Deshalb waren jene Personen mit psychiatrischen Erkrankungen, die lange genug lebten, um die Alzheimerkrankheit zu entwickeln, lediglich eine ausgewählte Stichprobe aller Personen mit psychiatrischen Erkrankungen.
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