Medizin

Studie: Hausärzte können zu erfolgreicher Diätberatung motivieren

  • Mittwoch, 26. Oktober 2016

Oxford – Eine kurze Empfehlung durch ihren General Practitioner (GP) motivierte in einer randomisierten klinischen Studie britische Hausarztpatienten zur Teilnahme an einer Diätberatung, die laut einer Publikation im Lancet (2016; doi: 10.1016/S0140-6736(16)31893-1) zu einer Gewichtsabnahme führte.

Viele Ärzte stehen Diäten ihrer Patienten skeptisch gegenüber. Sie seien nicht für eine Beratung ausgebildet, die zu viel Zeit in Anspruch nehme und ohnehin wenig Aussicht auf Erfolg habe, lauten die Einwände. Und allein der Gesprächsversuch über das Tabuthema Übergewicht könne das Arzt-Patienten-Verhältnis belasten. Viele Ärzte befürchten, dass sie ihre Patienten verlieren, wenn sie sie auf offensichtliche Gewichtsprobleme ansprechen.

Alle diese Argumente wurden in der Planung einer randomisierten Studie berücksichtigt, mit der Paul Aveyard von der Universität Oxford die GPs für die Behandlung der Adipositas gewinnen will, die zu den größten Gesundheitsproblemen der Bevölkerung zählt. Nach den Plänen der Forscher sollen die Ärzte die Diätberatung nicht selbst durchführen (wozu sie tatsächlich nicht ausgebildet sind). Die einzige Aufgabe der GPs bestand in der Studie lediglich darin, die Patienten am Ende des Arztgesprächs auf die Möglichkeit einer Diätberatung hinzuweisen, die der staatliche Gesundheitsdienst in England und Wales der Bevölkerung kostenlos anbietet. 

An der Studie beteiligten sich 137 GPs und 1.882 Patienten, die sich aus einem anderen Grund vorgestellt hatten. Der Hälfte der Teilnehmer machte der Arzt am Ende des Arztgesprächs das Angebot, sie zu einer Diätberatung anzumelden. Diese sollte 12 Sitzungen von jeweils einer Stunde umfassen und nicht in der Praxis stattfinden. In der Kontrollgruppe sollte der Arzt die Patienten lediglich daran erinnern, dass eine Gewichtsabnahme ihre Gesundheit doch verbessern könne. Für beide „Intervention“ musste der Arzt nur 30 Sekunden einplanen. Die Anmeldung zur Diätberatung, die in der Studie noch zentral organisiert wurde, könnte später die Arzthelferin innerhalb weniger Minuten erledigen, schreibt Aveyard.

Die Akzeptanz der Diätberatung war gut. Mehr als drei Viertel (722 von 940 Patienten oder 77 Prozent) akzeptierten das vom GP unterbreitete Angebot und 40 Prozent (379 von 940 Patienten) nahmen tatsächlich an der Diätberatung teil – und viele schlossen sie erfolgreich ab. Die Männer, die vor der Diätberatung noch durchschnittlich 105 kg gewogen hatten und die Frauen, die 93 kg wogen, nahmen im Durchschnitt 2,45 Kilo ab. Dies war signifikant mehr als in der Kontrollgruppe, wo allein die Mahnung des Arztes die Patienten zu einer Gewichtsabnahme um 1,43 kg motiviert hatte.

Ein Viertel der Teilnehmer hatte nach einem Jahr mehr als 5 Prozent des Körper­gewichts verloren und 12 Prozent hatten sogar um mehr als 10 Prozent abgespeckt (doppelt so viele wie in der Kontrollgruppe). Für eine Diätberatung ist dies nach Einschätzung von Aveyard ein gutes Ergebnis.

Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Patienten (81 Prozent) es als angemessen empfanden, dass der Arzt sie auf ihre Gewichtsprobleme angesprochen hatte. Nur wenige (0,2 Prozent) meinten, dass sie das unangenehm berührt habe.

rme

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