Medizin

Studie: Pestizide können Atemwege von Landwirten reizen

  • Donnerstag, 4. August 2016
Uploaded: 23.03.2015 15:18:47 by mis
/dpa

Raleigh/North Carolina – Der Einsatz von Pestiziden kann bei Landwirten die Entwicklung allergischer und nicht-allergischer Atemwegsbeschwerden fördern. Dies geht aus einer großen Querschnittstudie in Environmental Health Perspektives (2016; doi: 10.1289/EHP315) hervor, die die Auswirkung von Herbiziden, Insektiziden, Fungiziden, Begasungsmitteln und Rodentiziden untersucht hat.

Die Agricultural Health Study bewertet seit 1993 die Auswirkungen von Pestiziden auf die Gesundheit. Dazu werden wiederholt Landwirte aus den Staaten North Carolina und Iowa, die regelmäßig Pestizide anwenden, nach Gesundheitsstörungen befragt. Im Vordergrund stehen Krebs und neurologische Erkrankungen.

Da die Chemikalien in der Regel versprüht werden und die Landwirte sie teilweise einatmen, gehören auch Atemwegserkrankungen zu den möglichen Folgen. Die Epidemiologin Jane Hoppin von der Universität von North Carolina in Raleigh und Mitarbeiter haben deshalb die Angaben der Farmer zu allergischen und nicht-allergischen Atemwegsbeschwerden zu den eingesetzten Pestiziden in Beziehung gesetzt. Grundlage waren die Umfragen aus den Jahren 2005 bis 2010.

Von den 45 Herbiziden waren 18 mit keuchenden Atemwegsbeschwerden „Wheezing“ bei den Landwirten assoziiert, die diese Stoffe eingesetzt hatten. Bei 14 Herbiziden war dies ein nicht-allergisches und bei zehn ein allergisches „Wheezing“. Glyphosat, das derzeit weltweit am häufigsten verwendete Herbizid, war mit beiden Formen von Atemwegsbeschwerden assoziiert. Zu den Herbiziden, deren Anwender nicht gehäuft mit „Wheezing“ klagten, gehörte Glufosinat-Ammonium.

Unter den 25 Insektiziden stellte Hoppin für neun eine Verbindung mit Atemwegs­beschwerden her. Permethrin und Pyrethrine waren mit beiden Formen des „Wheezings“ assoziiert. Für die sechs untersuchen Fungizide und das Begasungsmittel Chloropicrin konnte kein Zusammenhang mit Atemstörungen hergestellt werden. Das Rodentizid Warfarin könnte nach der Untersuchung allergische Atemwegsbeschwerden auslösen (aus der medizinischen Anwendung von Warfarin als Antikoagulans sind allergische Reaktionen bekannt).

Die Querschnittstudie kann nicht zweifelsfrei beweisen, dass die eingesetzten Pestizide für die Atemwegsbeschwerden verantwortlich sind. Hoppin fand jedoch für viele Mittel eine Dosis-Wirkungsbeziehung, die ein wichtiges Argument für eine Kausalität ist. Für einzelne Substanzen gibt es laut Hoppin auch pathophysiologisch plausible Erklärungen. Wie hoch das individuelle Risiko ist, lässt sich schwer abschätzen. Die Effektstärke war relativ gering. Die Odds Ratios lagen zwischen 1,13 und 2,45. Mit 22.134 Landwirten dürfte die Untersuchung die größte Studie zum Einfluss von Pestiziden auf die Gesundheit sein.

rme

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