Studie: US-Muslime im Vergleich stärker suizidgefährdet

Washington – Im Vergleich zu anderen religiösen Gruppen sind US-Muslime laut einer Analyse doppelt so hoch suizidgefährdet. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Stanford University hervor, die kürzlich in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry (2021; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2021.1813) veröffentlicht wurde.
Demnach berichteten acht Prozent der befragten Muslime von einem Selbsttötungsversuch. Katholiken gaben dies nur zu sechs Prozent, Protestanten zu fünf und US-Juden zu 3,6 Prozent an.
Die Wissenschaftler der Studie führen dies vor allem auf religiöse Diskriminierung und Stigmatisierung in der Gesellschaft zurück. Beides halte US-Muslime davon ab, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Schon eine Studie von 2013 kam zu dem Schluss, dass das Stigma der wichtigste Grund dafür sei, warum US-Muslime über ihre psychischen Probleme schweigen. Psychische Erkrankungen gälten als Schande für die Familie, so die Gründerin der „Muslim Mental Health Conference“, Farah Abbasi.
Laut Stanford-Studie sind US-Muslime auch häufiger suizidgefährdet als Muslime in Ländern mit muslimischer Mehrheit. Die Forscher führen auch dies auf die besondere Anfälligkeit für religiöse Diskriminierung zurück.
Bestätigt wird die Stanford-Studie durch eine Umfrage des „Institute for Social Policy and Understanding“ von 2020. Demnach gaben 60 Prozent der US-Muslime an, religiöse Diskriminierung erlebt zu haben. Ein Jahr zuvor stellte eine FBI-Statistik fest, dass von den mehr als 1.700 gemeldeten Opfern antireligiöser Hassverbrechen 13,2 Prozent gegen US-Muslime gerichtet waren.
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