Medizin

Studie zur Narkolepsie und H1N1 zurückgezogen

  • Freitag, 1. August 2014
Uploaded: 01.08.2014 18:00:47 by mis
dpa

Palo Alto – Weil das Immunsystem den Neurotransmitter Hypocretin, der im Gehirn den Schlaf reguliert, mit dem Grippe-Impfstoff verwechseln kann, sind 2009 in Europa zahlreiche Kinder an einer Narkolepsie erkrankt. Dies berichteten US-Forscher im Dezember in Science Translational Medicine. Doch die Versuchsergebnisse konnten nicht reproduziert werden. Das Journal musste die Studie jetzt zurücknehmen.

Mit der Rücknahme ist wieder offen, warum eines von 15.000 Kindern auf die Impfung mit einer lähmenden Müdigkeit reagierten, die Forscher auf eine Zerstörung von mehr als 95 Prozent jener Neuronen in Verbindung bringen, die im Hypothalamus den Neurotrans­mitter Hypocretin (Orexin) bilden, der im Gehirn der Schalter zwischen Schlaf- und Wach-Zustand ist.

Der Schlafforscher Emmanuel Mignot von der Stanford University in Palo Alto hatte zur Begeisterung der Fachwelt gezeigt, dass es bei Kindern mit dem HLA-Typ DQ0602 zu einer sogenannten molekularen Mimikry kommt. Die T-Zellen der Patienten sollen Teile des Impfstoffs für Hypocretin gehalten und eine zerstörerische Immunantwort ausgelöst haben.

Doch der sogenannte ELISpot Assay, mit dem Mignot diese Hypothese belegt hatte, konnte von Forschern des National Institute for Health and Welfare (THL) in Helsinki nicht reproduziert werden. In Finnland war der Zusammenhang mit der Impfung zuerst beobachtet worden, und Mitarbeiter des Instituts waren eigens nach Kalifornien gereist, um sich die Experimente vorführen zu lassen.

Dass sie die Ergebnisse nicht bestätigen konnten, muss nicht bedeuten, dass die Hypothese der molekularen Mimikry falsch ist. Sie ist nur nicht belegt. Manipula­tionsvorwürfe wurden gegenüber Mignot bisher nicht erhoben.

rme

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