Stützzellen im Gehirn regulieren Schilddrüsenfunktion mit
Lübeck – Über eine zusätzliche Funktion von Tanyzyten im Gehirn berichtet eine Lübecker Arbeitsgruppe. Ihre Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen (2017; doi: 10.1038/s41467-017-00604-6).
Die Zellen gehören zur Glia und zeichnen sich durch eine auffällig lang gezogene Zellform aus. Sie finden sich in der Wand der inneren Hirnkammern und senden ihre Fortsätze in benachbarte Hirnzentren, die vitale Funktionen des Körpers wie den Blutdruck, die Körpertemperatur oder das Hormonsystem steuern. In den vergangenen Jahren ergaben sich erste Hinweise, dass Tanyzyten für die Regulation des Körpergewichts und der Geschlechtshormone wichtig sind.
Bekanntlich steuert das Gehirn die Schilddrüse über das Thyrotropin Releasing Hormone (TRH). Laut der Arbeitsgruppe um Helge Müller-Fielitz und Markus Schwaninger aktiviert TRH auch die benachbarten Tanyzyten. Sie hemmen dann die weitere Freisetzung von TRH aus dem Gehirn. Nach den Befunden der Arbeitsgruppe scheinen sie einerseits den Übertritt von TRH in die Blutgefäße zur blockieren und andererseits TRH abzubauen. Unter dem Strich bremsen Tanyzyten die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen. Im Moment ist noch unklar, ob dieser Mechanismus auch teilweise für klinische Funktionsstörungen der Schilddrüse verantwortlich sein könnte.
Die Bedeutung der Studie geht laut Arbeitsgruppe über das bessere Verständnis der Schilddrüsenfunktion hinaus. Vielmehr stelle die Arbeit auch neue Techniken vor, die es erlauben, ausschließlich Tanyzyten zu untersuchen und so Licht in weitere Aufgaben dieser Zellen bringen werden. Die Arbeit wurde im Rahmen des Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Essverhalten: Homöostase und Belohnungssysteme“ der Universitäten Lübeck und Köln gefördert.
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