Sturzgefahr: Intelligenter Rollator soll Risiko mindern
Bremen – Informatiker, Mediziner, Physiotherapeuten, ein Rollator-Hersteller und ein Elektronikunternehmen wollen mit dem Forschungsprojekt „ModESt“ einen Rollator entwickeln, der die Ganghaltung der Nutzer per Distanzsensoren konstant analysiert und ein Korrektur-Feedback gibt. „Es geht um die Sturzprävention“, sagte Projektleiter Serge Autexier vom Bremer Forschungsbereich Cyber-Physical Systems des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI).
Zur Analyse sollen sechs oder acht „virtuelle Distanzsensoren“ den Abstand zwischen Schultern, Becken, Ober- und Unterschenkeln messen und mit Software-basierten Algorithmen feststellen. „Das ist komplex, aber nur der erste Schritt“, so der Informatiker Autexier. Der zweite Schritt heißt Interaktion. Der Rollator muss seinem Nutzer mitteilen, dass er gerade eine Fehlhaltung einnimmt, die zu einem Sturz führen kann. „Der Rollator muss kommunizieren. Aber wie macht er das? Es muss einfach sein und intuitiv, und es darf nicht ablenken“, so Autexier. Ein Display würde vermutlich zu viel Aufmerksamkeit brauchen. Summ- und Brummtöne eignen sich in lauter Umgebung oder bei Schwerhörigkeit nicht. Knifflige Fragen. Aber das bis 2019 angelegte Projekt steht noch am Anfang.
Hintergrund des Projektes ist ein Hilfsmittel-Paradoxon, auf das Amit Choudhury, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation am Klinikum Bremen-Nord, hinwies. Obwohl Rollatoren als Hilfsmittel die Sturzgefahr verringern sollten, könne bei ihrer Benutzung das Sturzrisiko steigen – etwa durch falsche Haltung oder falsche Handhabung. Häufig beuge sich der Nutzer zu weit vor, wodurch der Schwerpunkt nach vorne kippe. Auch sei die Distanz zum Rollator oft zu groß.
Rollatoren sind für die Mobilität vieler Menschen unabdingbar geworden. Branchenexperten gehen davon aus, dass seit einigen Jahren jährlich etwa 550.000 Rollatoren neu verkauft werden.
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