Medizin

Suizide an sonnigen Tagen häufiger

  • Freitag, 12. September 2014

Wien – Sonnenschein ist zwar ein Balsam für die Seele, was auch dem Befinden depressiver Menschen zugute kommt. Sonnige Tage steigern jedoch den Handlungsantrieb, was bei Patienten mit Major-Depressionen eine fatale Wirkung haben kann. Eine Studie in JAMA Psychiatry (2014; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2014.1198) zeigt, dass die Zahl der Suizide zu Beginn einer Schönwetterphase zunimmt.

Psychiater der Medizinischen Universität Wien haben die Daten von 69.462 Suiziden, die in Österreich zwischen Januar 1970 und Mai 2010 registriert wurden, mit den meteoro­logischen Daten in Verbindung gesetzt. Nach einer mathematischen Berücksichtigung der Jahreszeiten gab es laut Benjamin Vyssoki und Mitarbeitern eindeutige Trends.

An Tagen mit viel Sonnenschein nahmen sich mehr Menschen das Leben als an Regentagen. Auffallend war auch eine Abhängigkeit von der Dauer der Schönwetter­periode. An den ersten zehn Tagen lag die Zahl der Suizide über dem Durchschnitt. Danach nahm das Suizidrisiko wieder ab.

Für Studienleiter Matthäus Willeit von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist die Erklärung einfach. In den ersten Sonnentagen komme es beim Menschen zu einem erhöhten Aktivitätslevel. Das könne bei depressiv verstimmten Personen zu Antriebssteigerung, innerer Unruhe und vermehrter Impulsivität führen.

Suizidgedanken würden dann schneller in die Tat umgesetzt. Besonders gefährlich sind die Sonnentage im Frühling, wenn die Tagesdauer zunimmt. In dieser Jahreszeit kommt es in Österreich, aber auch in den meisten anderen Ländern, zu den meisten Suiziden.

rme

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